radio hbw berichtet nicht nur aus der Region und hält interessierten Radiomacher:innen die Türen offen. Eine wesentliche Aufgabe von Bürgermedien ist auch, Medienkompetenz zu vermitteln.
So führt radio hbw Menschen jeden Alters an das Medium Radio heran und zeigt rechtliche, redaktionelle und technische Grundlagen, die zur Erstellung von Beiträgen und Sendungen erforderlich sind. Hier stellen wir Ihnen beispielhaft ein paar Medienprojekte aus der Vergangenheit vor.
Seit Jahrhunderten sprechen die Menschen am Hakel in der Nähe von Aschersleben ihren ganz eigenen Dialekt: das Cochstedter Platt. Eine Mundart, die nur noch von wenigen Senior:innen gesprochen, von der jetzigen Elterngeneration verstanden und von Kindern und Jugendlichen gar nicht mehr wahrgenommen wird. Mit der Pflege dieses Kulturguts beschäftigt sich eine Gruppe von Rentner:innen in Cochstedt. Gemeinsam mit den Senior:innen in Workshops ihre Mundart zu pflegen, aufzuzeichnen und somit zu konservieren, war das Ziel des Projektes. So wurde der Dialog zwischen den Generationen gefördert und letztlich ein Stück regionaler Kultur vor dem sprichwörtlichen Aussterben bewahrt.
Das Bundesland Sachsen-Anhalt ist seit der Wiedervereinigung Deutschlands von einem anhaltenden Bevölkerungsschwund gekennzeichnet. Vor allem in den 1990er Jahren waren Abwanderung und Geburtenrückgang stark ausgeprägt. Diese Prozesse wirken sich bis heute besonders stark auf das gesellschaftliche Gefüge in den ländlichen Gebieten aus. So kann zum Beispiel regionales und lokales Wissen nicht mehr problemlos weitergegeben werden. Junge Menschen sind nicht mehr da, um das Heimatwissen und die Geschichten der Älteren aufzugreifen. Älteren Menschen hingegen fehlt es oftmals an technischem Wissen, um ihre Kenntnisse über moderne Kommunikations-Plattformen zu verbreiten.
Das Projekt hat die Teilnehmer:innen generationsübergreifend dazu bewegt, sich mit Heimat, der lokalen Geschichte und den Menschen darin auseinanderzusetzen. Den Teilnehmer:innen wurden sowohl journalistische als auch medienpraktische Grundlagen vermittelt. Die Themen ihrer Beiträge konnten sie selbst wählen. Das Projekt wurde zusammen mit den Geschichtswerkstätten der Kreisvolkshochschule des Salzlandkreises umgesetzt. Die Seniorengruppe, die sich mit dem Cochstedter Platt befasst, ist Teil der Geschichtswerkstätten. Durch die Mitarbeit möglichst vieler Autor:innen wird ein umfassendes Abbild der Mundart Cochstedter Platt erreicht. Die Texte, Sagen und Alltagsanekdoten wurden auf ihre Herkunft und Verbreitung hin erforscht und in der typischen Mundart vorgetragen. Daraus entstanden sind Beiträge für das Programm von radio hbw.
Hier können Sie sich ein Beispiel anhören:
Ein Hörspiel in Echtzeit aufführen und Live-Radio machen wie zu den besten Zeiten der BBC, das konnten Kinder und Jugendliche in einem Hörspielworkshop. Im Rahmen des Projektes entwickelten die Teilnehmer:innen aus einer Geschichte rund um ihre Erlebnisse ein Hörspiel – mit Sprechern, Musik und Geräuschen. Das Hörspiel wurde dann gemeinsam live im Programm von radio hbw aufgeführt. Wer sich also als Geräuschemacher:in, Sprecher:in, Musiker:in, Texter:in oder Regisseur:in berufen fühlte und Lust auf ein echtes Radioexperiment hatte, war zum Live-Hörspiel-Projekt herzlich willkommen.
Das Projekt verband die Erziehung von Jugendlichen zum emanzipierten Umgang mit sozialen Medien mit der Entwicklung eines Live-Hörspiels, das in Echtzeit vor Publikum aufgeführt wurde. Medienkompetenz wurde hier mit den Methoden der Theaterpädagogik umgesetzt. Gemeinsam in der Gruppe konnten die Jugendlichen in die Rolle des Informationsgebers schlüpfen und eigene Inhalte gestalten, die eigene Lebenswirklichkeit reflektieren und in Form einer selbstgeschriebenen Geschichte aufbereiten.
Das Projekt fand an der Kreativwerkstatt und im Funkhaus von radio hbw statt. Die Kreativwerkstatt ist eine kommunale Einrichtung, die Schülern Raum zur Arbeit in künstlerischen, medialen und naturwissenschaftlichen Projekten bietet. Die Teilnehmer:innen wurden über die lokale Presse, über Handzettel an den Schulen in Aschersleben und über die Wellen von radio hbw angeworben. Sie durchliefen alle Stationen einer Hörfunkproduktion von der Ideenfindung bis zur Live-Aufführung.
Hier können Sie sich den Sendemitschnitt anhören:
Gemeinsam mit dem Beratungsmobil des Blinden- und Sehbehindertenverbands haben Schüler:innen an der Kreativwerkstatt in Aschersleben und an der Berufsbildenden Schule Eisleben Radiobeiträge produziert, die sich mit den Lebensumständen von Blinden und Sehenden beschäftigt haben.
Das Projekt wurde von Lehrer:innen und Pädagog:innen begleitet. Sie sollten angeregt und befähigt werden, eigenständig gemeinsame Medienprojekte mit Blinden und Sehbehinderten zu entwickeln. Die Workshops mit Grundschülern und angehenden Kinderpflegern der Berufsfachschule ermöglichten außerdem die Teilhabe von Menschen mit Behinderung als Experten in eigener Sache. Sie konnten so ihre ganz persönliche Wahrnehmung einer Lebenswirklichkeit vermitteln. Die sehenden Projektteilnehmer wurden durch die gemeinsame Arbeit mit Blinden an deren Lebenswelt herangeführt. Durch das Projektergebnis und die Veröffentlichung der Rundfunkbeiträge wurden blinde Menschen in die Lage versetzt, sich selbst zu artikulieren und die Öffentlichkeit auf ihre Belange aufmerksam zu machen. Vor allem die Frage, ob blindengerechte Angebote in der eigenen Stadt ausgebaut werden sollten, wurde oft diskutiert. Dabei spielten ganz praktische Fragen nach Leitsystemen an Ampeln und in Bahnhöfen eine wichtige Rolle.
Gemeinsam erstellten die Teilnehmer:innen Klangcollagen zu Alltagssituationen und bildeten dabei orientierungsrelevante Geräusche ab. In einem Selbstversuch schlüpften die Sehenden außerdem in die Rolle von Menschen mit Sehbehinderung und versuchten, sich mit deren Hilfsmitteln im Alltag zurechtzufinden. In Echtzeit kommentierten sie währenddessen ihre Erfahrungen in Form von Live-Reportagen. In diesem Zuge wurden zum Beispiel Wege in der Kreativwerkstatt, auf der Herrenbreite und an den Bahnhöfen in Aschersleben und Eisleben auf Blindentauglichkeit untersucht.
Im Rahmen des Projektes sollten junge Menschen zur Reflexion ihrer eigenen Lebenswelt angeregt werden. Die im Projekt vermittelten redaktionellen Grundlagen haben nicht nur die Auffassungsgabe geschult. Durch die Auswahl und Aufbereitung von Informationen wurde eine eigenverantwortliche, emanzipierte Meinungsbildung der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gefördert. Inhalte mussten bewertet und bearbeitet werden. Die Arbeit in der Gruppe half allen Beteiligten, ihre Sozialkompetenz und Empathie zu stärken. Die Beiträge schaffen Verständnis und Öffentlichkeit für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen. Das Projekt sollte auch eine langfristige, vertiefte Zusammenarbeit mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband im Bereich medienpädagogischer Projekte anregen.
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