In Veröffentlichungen über das Leben Thomas Müntzers findet man den Hinweis, das er zwischen 1515 bis 1517 in Frose tätig gewesen sein soll. Im 15. Jahrhundert ließ Bischof Burchard zu Halberstadt den Sumpf zwischen Aschersleben und Gatersleben fluten. Damit war ein großer Teil der Ackerflächen unbrauchbar. Diese Äcker gehörten dem Froser Damenstift. Das Froser Stift war finanziell angeschlagen und konnte nicht mehr weiter geführt werden. 1511 verliessen die letzten beiden Stiftsdamen Frose und gingen in die Abtei Gernrode. Das Gebäude blieb aber erhalten. Die Äbtissin Elisabeth von Weida dachte fortschrittlich und wusste das die Stifte politisch an Macht verloren. 1516 holte Elisabeth von Weida Thomas Müntzer nach Frose. Sie hielt sehr viel von Müntzer und seinen Schriften und verschaffte ihm die Stelle des Propstes. Der Propst hatte keine Pflichten gegenüber der Gemeinde und so konnte sich Müntzer nur mit seiner Weltanschauung beschäftigen. Frose war Anfang des 16. Jahrhunderts wirtschaftlich nicht unbedeutend. Das wird deutlich durch die 2 Pfarreien und den Damenstift. Außer dem Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln wurde der Fischfang und die Schweinezucht betrieben. Es mussten Abgaben geleistet werden an das anhaltische Fürstenhaus und an die Kirche.
Schließlich mussten beide Pfarreien, das Froser Stift und das Gernröder Stift erhalten und versorgt werden. Die Insassen des Gernröder Stifts waren sehr unzufrieden. Die adligen Damen dort hatten eine enge Beziehung zum anhaltinischen Fürstenhaus und beide waren sehr unzufrieden mit der Kirche. Die Abgaben an die Kirche wollte man lieber selber verwenden. Der Gedanke an Reformen kam den Stiftsinsassen in Gernrode und Frose schon sehr früh. Thomas Müntzer fand also im Stift Frose 1516 Gleichgesinnte und konnte seine Arbeiten unter dem Schutz der Äbtissin Elisabeth von Weida fortsetzen. Es wird angenommen, dass Thomas Müntzer in Frose die Söhne von Braunschweiger Bürgern unterrichtet hat. Ein Brief von Hans Pelt aus Halberstadt an Thomas Müntzer in Frose ist ein zweifelsfreies Dokument seines Aufenthaltes dort. Im Jahre 1517 verlässt Müntzer Frose. Seine Ideen haben Äbtissin Elisabeth von Weida mutiger gemacht. 1521 wird ihr der Titel „Öffentliche Bekennerin der Reformation“ zuerkannt. Das Bekenntnis von Äbtissin Elisabeth Veränderte das Denken der anhaltinischen Herrscher. Unter anderem wurde die Heiligenverehrung abgeschafft und die beiden Pfarreien vereint. Für Frose und seine Bürger hatte die Reformation schon frühzeitig Ergebnisse gebracht. Deshalb ist es nicht verwunderlich das Frose im Großen Deutschen Bauernkrieg nicht in Erscheinung trat. Mit dem Amtsantritt des ersten evangelischen Geistlichen ist 1544 die Reformation in Frose abgeschlossen.
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