Thomas Müntzer soll sich um 1515 in Aschersleben aufgehalten haben. In den Archiven unserer Stadt konnte bis jetzt kein Beweis dafür gefunden werden. Über Müntzers frühe Jahre ist nicht viel bekannt. Schnell bildeten sich Legenden um sein Wirken und Handeln. Als Müntzer nach seiner Festnahme gefoltert wurde gab er einen Aufenthalt in Aschersleben zu. Er gab an, zwischen seinem Studium in Leipzig und dem Studium in Frankfurt/Oder, als Hilfslehrer in Aschersleben gearbeitet zu haben. Er soll 1513 in Halle an einer Pfarrschule und 1515 in Aschersleben an der Lateinschule unterrichtet haben sein. Die Lateinschule wurde 1325 gegründet und befand sich auf dem heutigen Stephanikirchhof. In dieser Zeit begann sich das Bürgertum zu entwickeln. An den Klosterschulen wurde bis dahin nur auf kirchliche Bildung wert gelegt. Im späten Mittelalter entsprach das nicht mehr den Bedürfnissen der Schüler. Mitglieder des Ascherslebener Rates und der Bürgerschaft verlangten den Bau einer Schule in der Nähe des Pfarrhauses. Die Bürger sollten die Kosten übernehmen. Die Schule bildete den Ausgangspunkt der Reformation in Aschersleben. 1744/45 erfolgte ein Neubau der Lateinschule. Es ist denkbar. dass Müntzer hier 1515 als Lehrer tätig war und den Ascherslebener Bürgern von seinen Ideen erzählt hat. Er war mit Mathäus Volmar befreundet. Dieser hatte von 1509 bis 1557 verschiedene Funktionen in Aschersleben inne, er war Stadtschreiber, Ratsherr und Bürgermeister. Er schrieb 1516 einen Brief an Müntzer nach Frose. In dem Brief bat er Müntzer um Hilfe für seinen kranken Verwandten. Es überrascht, das Müntzer von Volmar als ein Heilkundiger angesprochen wird. Der Müntzer-Forscher Herrmann Goebke geht davon aus, das Volmar zu Müntzers Verbündeten gehörte und das es sich um einen Verschwörer-Brief handelt. Goebkes Aussagen, dass Müntzers Eltern nach Aschersleben zogen, er in der Breiten Straße wohnte und hier viele Verwandte hatte, sind wissenschaftlich nicht nachzuweisen. Einziger Beleg für einen Aufenthalt Thomas Müntzers in Aschersleben bleibt seine Aussage unter Folter.
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