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Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Ermsleben

Anfang 1870 wollten junge Leute einen Verein Freiwillige Feuerwehr bilden. Im April 1870 wurde dies von der Stadtverwaltungsbehörde genehmigt. Feuerlöschgeräte gab es noch nicht. Mit Holzeimern musste das Wasser aus den Hausbrunnen an die Brandstelle gebracht werden. Daher machten größere Brände Nachbarschaftshilfe notwendig. Die Bevölkerung leistete also freiwillig Hilfe. Brannte es bei einem Gutsherren, so mussten die Löscharbeiten im Zwangsdienst von der Bevölkerung geleistet werden. Durch die enge Bauweise der Städte und Gemeinden zeigte sich bei Bränden die bestehende Löschweise völlig unzureichend. Die Behörden machten die Brandbekämpfung zur allgemeinen Pflicht, und die Nachtwächter mahnten bei ihren Rundgängen. Sie bliesen ins Horn und durch den Ruf "FEURIO" erwachten die Leute und eilten zur Brandstätte. Im 19. Jahrhundert wurde diese ungenügende Art der Feuerbekämpfung durch organisierte Gruppen von Fachkräften abgelöst. Die Behörden führten die Pflichtfeuerwehr ein, die mit einer Saug- und Druckspritze sowie mit Schläuchen ausgerüstet war. Nun folgte der Zusammenschluss von Gleichgesinnten zum Zwecke der Feuerbekämpfung in Gemeinschaftsarbeit. Das war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehrvereine.

Das Ermslebener Feuerwehrhaus

Am Tage der Gründung waren 53 junge Leute anwesend, die sich als Mitglieder eintrugen. Eine Spritze hatte die Wehr noch nicht. Die Domänenverwaltung stellte der Wehr ihre Spritze zu Übungszwecken zur Verfügung. Die Anschaffung eigener Feuerlöschgeräte stieß bei der Stadtverwaltung auf Schwierigkeiten. Dies war darauf zurückzuführen, dass die Pflichtfeuerwehr unterhalten werden musste. Von Jahr zu Jahr wurde die Wehr immer zuverlässiger und tatkräftiger. Aus eigenen Mitteln kaufte die Wehr 1889 eine Spritze. Von da an konnte sie sich richtig entfalten. Die Wehr blieb ein Verein von Freiwilligen, der sich selbst verwaltete, dessen finanzielle Mittel nicht aus dem Etat der Stadt kamen. Das wichtigste Löschgerät war die Handdruckspritze. Um diese schnellstens an den Brandplatz zu befördern, wurden Gespanne von der Domäne und dem Rittergut beauftragt, diesen Dienst zu übernehmen. Die Verbesserung der Geräte schritt weiter fort. 1890 ließ die Stadtverwaltung das Gerätehaus am Kirchplatz bauen. Die Alarmierung erfolgte durch Hornsignale. 1937 wurde auf dem Rathaus eine Sirene angebracht, durch die nun die Alarmierung erfolgte. 1929 bekam die Wehr eine 800-Liter-Motorspritze gestellt.

Nach der Machtübernahme 1933 durch die Faschisten unterlag die Wehr einem starken Druck. Als 1945 die Siegermächte das deutsche Volk vom Faschismus befreiten, war es endgültig mit der Unterdrückung aus. 1945 musste neu angefangen werden. Die Wehrleitung brauchte eine neue Besetzung, auch die Neueinteilung der Gruppen war erforderlich. Es wurde eine Feuerwehr geschaffen, die mit den Werktätigen eng verbunden war. Die Wehr hatte die Aufgabe, alljährlich Überprüfungen in den Häusern vorzunehmen und gleichzeitig die Bevölkerung über die Verhütung von Bränden aufzuklären. Dadurch erreichte man, dass die Kleinbrände nachließen. 1956 fanden sich Feuerwehrmänner zusammen um einen Spielmannszug aufzustellen. Auch Frauen entdeckten das Interesse am Feuerwehrwesen. Im Januar 1967 wurde von 12 Frauen eine Frauengruppe gebildet und dem vorbeugenden Brandschutz zugeteilt. Durch die Neuanschaffung von Feuerlöschgeräten wurde das Gerätehaus zu klein. Ein neues Gerätehaus mit Versammlungsraum wurde 1968 übergeben. Im April 1970 konnte die Freiwillige Feuerwehr Ermsleben auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken.