Im Selketal ist die letzte noch produzierende Wassermühle vorzufinden. Seit fast 500 Jahren wird dort mit Hilfe der Selke das Korn aus den umliegenden Ortschaften gemahlen. Sie ist die letzte von ursprünglich 25 Anlagen, die als lebendiges Denkmal der Entwicklung bezeichnet werden kann. Vor Beginn des 1. Weltkrieges liefen in der Wassermühle 10 Walzstühle und 15 Grießputzmaschinen. In der Mühle wurde neben Mehl auch Nudeln und Grieß hergestellt. Zur Zeit der Inflation und der Weltwirtschaftskrise brach das Unternehmen zusammen und die Mühle wurde stillgelegt. 1932 kaufte Friedrich Bischof die Mühle und richtete wieder eine Kleinmühle ein. Da sie der Größe der Wasserkraft entsprach, konnten 4 Tonnen Roggen oder Weizen innerhalb von 24 Stunden gemahlen werden. Später ersetzte der Müllermeister das Wasserrad durch eine Turbine. Diese nutzte das Gefälle des Mühlgrabens zur Selke von 4,30 Metern, um Strom zu erzeugen. Mit 240 Umdrehungen pro Minute sorgt sie noch heute über einen Generator für den Antrieb der technischen Anlagen. Zu Beginn der 60er Jahre wurde die Mühle durch den Druck staatlicher Stellen gezwungen, sich auf die Herstellung von Roggenmehl zu beschränken. Aus diesem Grund wurden viele Bäckereien des Kreises Aschersleben mit Roggenmehl aus Meisdorf beliefert. Nach der Wende erfolgte dann die Produktssortimentserweiterung. Die beiden Müller spezialisierten sich auf das Fach des Mühlenbaus. Maschinen von stillgelegten Mühlen wurden dort ausgebaut, generalüberholt und wieder ins Mühlengebäude eingebaut. Nach der 3jährigen Bauzeit konnte im Dezember 1997 der erste Probedurchlauf erfolgen. Seit Anfang Januar 1998 wird in der Meisdorfer Mühle Qualitätsweizenmehl gemahlen. Das Korn wird vom Siloturm in 16 Meter Höhe bis zum Endprodukt Mehl in 14 Mahlgängen, mit jeweils 12 Sieblinien gemahlen. Bei diesem Vorgang wird das Korn durch einen Luftstrom bewegt. Das Getreide zum Mahlen stammt von landwirtschaftliche Betrieben aus der Umgebung von Aschersleben, Quedlinburg und dem Mansfelder Land. Die Meisdorfer Mühle verfügt über umwelt-freundliche Technologie und verzichtet auf Mehlchemie. Einmal im Jahr, am Pfingstmontag, dem bundesweiten Mühlentag, haben Interessierte die Möglichkeit, die Mühle bei laufendem Betrieb zu besichtigen.