Regionalportal

Das Schloss Barby

Das repräsentativste Profanbauwerk in Barby ist das zwischen 1687 und 1715 unter Herzog Heinrich von Sachsen-Weißenfels errichtete zweigeschossige Barockschloss mit ausgebautem Mansardendach in der Schlossstraße. Das Schloss wurde in der Nähe der alten Burganlage errichtet, von der nur noch Reste im Unterbau des Prinzesschen's und in der ehemaligen Kanzlei, später Amtshaus und von 1858 bis 1898 Provinzial-Blindenanstalt, erhalten sind. Entstanden ist es nach Bauplänen von Johann Arnhold Nehring, Berlin, dem bedeutendsten Baumeister Berlins von Andreas Schlüter. Die Ausführung übernahm Christoph Pitzler und ab 1707 Giovanni Simonetti. Das Schloss besaß ursprünglich einen H-förmigen Grundriss. 1739 zerstörte ein Brand den südlichen Querflügel des Residenzbaus. Da dieser Flügel nie wieder aufgebaut wurde, bietet sich der Repräsentationsbau heute nicht mehr vollständig. Es hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Häufig wechselten Besitzer, Brände und Umbauten veränderten insbesondere die Innengestaltung. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Weißenfels im Jahre 1746 wurde das Gebäude von der Herrenhuter Brüdergemeine erworben.

 

1457 war im Zusammenhang mit der Hussitenbewegung in Böhmen die "Böhmische Bruderkirche" entstanden. Im Ergebnis der Reformation wurde im Religionsfrieden von Augsburg 1555 festgelegt, dass der jeweilige Landesherr die Religion seiner Untertanen bestimme. Viele Anhänger der böhmischen Brüdergemeine wanderten daraufhin aus Böhmen aus. Sie fanden Aufnahme beim Grafen Zinzendorf in Berthelshof/Sachsen und siedelten sich auf dem nahe gelegenen "Hutberge" an. Die strenggläubigen Brüder und Schwestern zeichneten sich durch großen Fleiß und Sparsamkeit aus. Sie ermöglichten es, der Gemeinschaft zu Wohlstand zu kommen und 1748 bei Barby Ländereien und das Schloss als Ausbildungsstätte zu pachten. Von 1771-1783 hielt man hier jährlich die Synoden aller über die Erde verteilten Brüdergemeinen ab. Gäste der Ausbildungsstätte waren u. a. die berühmten Pädagogen Salzmann und Basedow. Selbst Goethe besuchte diese Einrichtung in Begleitung des Herzogs Karl August von Weimar. Die späteren Philosophen Schleiermacher und Fries waren zeitweise Schüler dieser Bildungsstätte. 1789 wurde die Akademie nach Niesky verlegt, dafür kam das dortige Pädagogium der Herrnhuter nach Barby. Von 1813 - 14 war es französisches Lazarett, ab 1820 diente es als Getreidelager. 1855 ließ der preußische Staat ein Lehrerseminar einrichten. Ab 1925 war es Aufbauschule. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges nutzte die Sowjetarmee das Objekt. Von 1959 bis 1979 diente es schließlich als Aufnahmelager für Umsiedler oder Rückkehrer aus der BRD und Wohnheim für ausländische Gastarbeiter. Ab 1979 befand sich in den Räumen das Archivdepot für Grundstücksangelegenheiten in Form von Grundakten und Grundbüchern. Heute ist es Grundbucharchiv von Sachsen-Anhalt.