Im Sommer 1886 wurde von der Post die ehemalige, damals verlassene Reitbahn des 10. Husarenregiments an der Ecke Herrenbreite/Bonifatiuskirchhof für 25.000 Mark zum Zwecke eines Postneubaues erworben. Die Reitbahn wurde nach dem Ankauf niedergerissen. Nachdem im Winter 1888/89 die Mittel bewilligt wurden, konnte mit dem Bau im Mai 1889 begonnen werden. Die Bauentwürfe für das neue Postgebäude stammten von dem damaligen königlichen Regierungsbaurat Voges, der auch für die örtliche Bauleitung zuständig war. Erste Baustufe war die Telegraphen-Betriebsstelle am 20. Dezember 1890. Als letzte Baustufe wurde am 1. April 1891 dem damaligen Postdirektor Allerhausen die sich im Gebäude befindliche Dienstwohnung übergeben. Man muss staunen, wie viel verschiedene Firmen damals an solch einem Bau beteiligt waren. Mit Lieferanten wurden 30 Haupt- und Nachtragsverträge abgeschlossen, wobei sich unter den vertragsschließenden Firmen 9 Ascherslebener und 15 auswärtige befanden. Sämtliche Lieferanten und Handwerker hatten Kautionen, zum Teil in beträchtlicher Höhe und auf längere Frist, einzureichen. Erst nach Fertigstellung und Erprobung einer tadellosen Lieferung und Leistung wurden sie zurück gegeben. Die Rückzahlung der letzten Kaution erfolgte erst 1894. Die Gesamtkosten des Baues erreichten fast die Höhe von 200.000 Mark. Die Stadt Aschersleben hatte nun endlich ein repräsentatives, den immer größer und umfangreicher werdenden Aufgaben der Post entsprechendes Gebäude. Das neue Postgebäude wurde zu einer Zierde und bald auch, besonders durch seine Turmkuppel, zu einem Wahrzeichen unserer Heimatstadt. Der Turm über dem Haupteingang wurde gekrönt durch ein kuppelförmiges Gerüst aus Schmiedeeisen. Dieses Gerüst trug die Isolation, über welche die Leitungen des Stadtfernsprechnetzes in das Gebäude eingeführt wurden und die zugleich als Verzierung der Kuppel dienten. Abgeschlossen wurde die Kuppel durch einen Zinkhelm, von dem zwei ebenfalls in Zink getriebene Kreuzblumen hervorragten. Das gesamte Gerüst hatte eine Höhe von 9 Meter. Leider musste er schon vor Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen werden.