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Die Schadelebener Bärenfanggeschichte

Dorf Schadeleben liegt am Hakel,
bekannt von alters her,
da war ein Mordsspektakel,
es hieß, es hause dort ein Bär.
Da kam ein Knecht im Sturm gelaufen,
vor Angst keucht er ganz leichenblass:
»Ich sah das Tier und hört’ es schnaufen
im Rübenacker ohne Spaß.«
Es ward bekannt zur selben Stunde,
das im Zirkus zu Halberstadt
ein großer Bär spurlos verschwunden
und nachts Reißaus genommen hat.
Dass dieses Tier nun auf der Flucht
sich dort nur kurze Rast gesucht,
das musste nun zu aller Schrecken
der Schadelebener Knecht entdecken.
Nun ward ortsüblich alarmiert,
dass hier ein großes Unheil droht,
dass keiner ja den Mut verliert,
wenn Schadeleben ist in Not.

Mit Sense, Spaten, Schießgewehren
eilt man dem Tiere nun zur Wehr.
Der Amtsrat hoch zu Ross und Ehren
gibt den Befehl als Kommandeur.
Ein jeder denkt zur letzten Stunde
nochmals zurück an Weib und Kind,
schon hebt das Tier vom »Kläff« der Hunde
sich langsam auf, es weht der Wind.
Der Schlag hätt´ alle fast getroffen,
vor Schreck ein jeder sprachlos wird,
ein Mann steht auf, ganz frei und offen
und fragt: »Was ist denn hier passiert?«
Es war der Landwirt »Kunz«, der alte,
der seine Rüben nur verzog,
und weil der Wind blies streng und kalte,
in einem Pelz er sich verkroch.
Nun sind die vielen tapf’ren Wichte
in Frieden wieder heimmarschiert,
so ist die Bärenfanggeschichte
in Schadeleben einst passiert.