Im Jahre 1180 soll Heinrich der Löwe von Sachsen-Braunschweig, als er sich im Krieg mit dem Bischof Ulrich zu Halberstadt befand, die Stadt Staßfurt in Brand gesteckt haben. Die Stadt war damals stark befestigt. Eine doppelte Mauer mit vier Rondellen, Türmen, Wällen und einem tiefen Wassergraben umgaben sie. Auf beiden Seiten wurde mit großer Anstrengung gekämpft. Endlich konnte der Herzog Heinrich doch in die Stadt eindringen. Während er mit seinen Scharen die Stadt einnahm, suchten die Bewohner in der Burg Schutz. Jetzt begann ein neuer Kampf. Tag und Nacht waren die Verteidiger der Burg auf den Mauern und in den Gräben, um die Angriffe zurückzuschlagen und vor plötzlichen Überfällen sicher zu sein. Lange blieb der Streit unentschieden. Doch was halfen den Staßfurtern aller Mut und alle Aufopferung? Brot und Fleisch waren schon nicht mehr vorhanden. Die bleichen Gesichter verrieten nur zu deutlich, dass sich zu der alten Not auch noch das Schreckgespenst des Hungers gesellt hatte. Da sank auch den Beherzten der Mut. Nur noch wenige Tage, und alles musste verloren sein. Da, als die Not am größten war, zeigte sich plötzlich auf der Burg eine alte Frau. In ihrem Korb trug sie ¾ Brot und zwei Weintrauben. Davon teilte sie aus. Und oh Wunder! Jeder konnte sich von dem dargereichten Brote und den Weintrauben laben und sättigen. In wenigen Stunden kehrten die alten Kräfte wieder. Ein neuer Mut beseelte alsbald die kleine Schar. Heinrichs Heer wurde schon beim nächsten Ausfall geschlagen, so dass er Staßfurt schleunigst verlassen musste. Die Burg und ihre Insassen waren gerettet.