Die kinderlose Burgherrin Ursula war nicht weniger hartherzig wie ihr Gemahl Hoyer. Sie ist mit dem Mädchen und Frauen aus Harkerode, die vom Martins- bis Johannistage auf der Burg für die Herrschaft spinnen mussten, wie ein Teufelsweib umgesprungen. Unter den zum Frondienst verpflichteten Frauen war eine arme Witwe. Ihre Tochter Else übertraf alle anderen an Geschicklichkeit und spann einen feinen, seidenweichen Faden. Als ihre Mutter im Sterben lag, bat Else die Burgherrin, ihr die Fronarbeit für einen Tag zu erlassen, damit sie ihrer Mutter in der Todesnot beistehen könne. Frau Ursula lehnte ab und ließ Else, weil sie davon laufen wollte, in einen Kerker sperren, damit sie von nun an da spinnen könne. Am anderen Morgen ritt die Burgfrau aus zur Jagd. Unterwegs entdeckte sie, dass ihr Pferd ein Hufeisen verloren hatte und am Fuß blutete. Sie beauftragte einen Knecht, zur Burg zu reiten, ihr feinstes Linnen von Else zu holen, damit sie die Wunde verbinden könne. Als der Knecht auf dem Arnstein ankam, war der Kerker leer, und an der Tür stand mit blutiger Schrift geschrieben; Burgfrau sei verflucht! Da fuhr ein Blitz in das Gemäuer, dass es zerbarst. Seitdem sitzt Ursula selber im Kerker und spinnt an einem unendlichen Faden. Erst wenn er reißt, wird sie vom Fluch erlöst sein. Das wird nicht eher geschehen, bis die verfallene Burg wieder aufgebaut ist.