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Der Bergmönch im Harz

Zwei Bergleute, die oft miteinander in der Schicht arbeiteten, waren eines Tages in den Schacht eingefahren und hatten vergessen, das Öl in ihren Lampen nachzufüllen. Die Gefahr, im dunklen Schacht zu verunglücken, machte ihnen Angst, aber ihren geringen Lohn wollten sie nicht einbüßen. So standen sie unschlüssig und berieten, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien könnten, als sie fern in der Strecke ein Licht aufleuchten sahen. Das Grauen packte sie, als ihnen ein Riese im Mönchskittel mit einer Kappe auf dem Kopf entgegen kroch, der ein mächtiges Grubenlicht in seiner Hand trug. „Fürchtet Euch nicht“ sprach er, ich will Euch helfen.“ Er nahm ihr Geleucht und goss Öl von seiner Lampe darauf. Dann griff er nach ihren Keilhacken, wuchtete damit los und schaffte die Arbeit, die sie in der Woche kaum bewältigt hätten, in einer Stunde. „Sagt niemanden, dass Ihr mich gesehen habt,“ befahl er und schlug mit der Faust gegen eine Felswand. Dröhnend öffnete sie sich: Gold und Silber blendete die Bergleute, dass sie sich abwandten. Als sie wieder hinaus schauten, war der Berggeist verschwunden und der Gang mit dem Reichtum auch, weil sie versäumt hatten, ihre Keilhacken oder irgendeinen anderen Teil ihres Gezähes hineinzuwerfen. Übrig geblieben war nur das Öl auf ihren Lampen, das stets von selber nachfloss. Als die beiden Bergleute nach Jahren im Wirtshaus zechten, vergaßen sie das Schweigegebot und schwatzten ihr Erlebnis mit dem Berggeist aus. Seitdem leerte sich das Öl in ihrem Geleucht, und sie mussten es jedes Mal neu nachgießen.