Der Sattlermeister Bennig war 1692 weit über Güsten hinaus als ausgezeichneter Handwerker bekannt und jeder in der Umgebung ließ bei ihm arbeiten. So kam es, dass er öfter zur Grafschaft nach Warmsdorf oder zu anderen Rittergütern, Domänen und Mühlen gerufen wurde, und nicht anwesend war, wenn das Posthorn das Nahen der Postkutsche ankündigte. Um trotzdem seine Pflichten als Postbeauftragter der Stadt nachzukommen, hatte er seinen Hund „Bringezu“ als Kurier abgerichtet. Während der Sattlermeister abwesend war, sammelte seine Frau Lene die Post in der Stadt ein und steckte sie in eine Ledertasche. Wenn das Posthorn von fern ertönte, klemmte sie dem Hund die Tasche ins Maul, gab ihm einen Klaps aufs Hinterteil und sagte: „Bringezu lauf zum Postillion!“ Stracks machte er sich auf den Weg durch das Staßfurter Tor zur Postkutsche, wo der Postillion schon auf ihn wartete. Er gab seine Tasche ab, wurde mit einer Wurst belohnt und rannte, die Tasche mit den Güstener Briefen im Maul, zurück zu seinem Frauchen. Nur einmal ging die Sache schief. Ein Wächter am Tor versperrte ihm den Weg und öffnete ihm erst das Tor, als „ Bringezu“ ihm die Wurst überließ.