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Die Sage von der bestraften Tücke

Jede Braut veranstaltete vor der Hochzeit mit ihren Freunden und Spielgefährtinnen auf der Ascherslebener Tanzwiese ein fröhliches Fest. Nun gab einst auch eine besonders reich ausgestattete Braut ihr Tanzfest. Das an einem schönen Sommertag war und bis gegen Mitternacht ausgedehnt wurde. Unter frohem Gesang kehrten die Tänzer und Tänzerinnen bei hellem Mondschein in die Stadt zurück. Bei der Trennung stellte sich heraus, dass zwei der schönsten Mädchen fehlten. Da aber die Burgleute des nahen Arnsteins als üble Räuber bekannt waren, traf sie der Verdacht, die Jungfrauen entführt zu haben, und das war wirklich der Fall. Sobald Rat und Schöffen hierüber Gewissheit gewonnen hatten, beschlossen sie, bald wieder einen Tanz zu veranstalten. Statt der Dirnen sollten bei dieser Gelegenheit aber verkleidete, mit Waffen versehene Jünglinge als Tänzerinnen auftreten. Auch die Arnsteiner erfuhren von diesem Fest, und ein neuer Ausritt auf die Tanzwiese wurde beschlossen. Kein einziger der Burgleute wollte diesmal fehlen. Fröhlich, doch sittsam nach Mädchenart tanzten die Ascherslebener Jünglinge. Als die Dämmerung einbrach, brachten die ausgesandten Späher wirklich die Nachricht von der Annäherung der Arnsteiner. Eben sollte der Großvatertanz den Schluss des Festes machen, als die Raubritter in die Runde einbrachen. Aber diesmal kam es anders. Knüppel fuhren aus den weiten Gewändern hervor, kräftige Fäuste packten den Burgherren und seine Knappen. Im Handumdrehen waren alle verbläut, gefesselt und in die Stadt geschleppt. Der Burgherr wurde in den großen Käfig gesperrt. Er musste die geraubten Mädchen zurückgeben. Seine Freiheit durch hohes Lösegeld und die eidliche Zusage, der Stadt nie wieder Böses anzutun, erkaufen.