Regionalportal

Altenpflegeheimleiterin Luise Langner

Luise Langner wurde 1906 als Tochter eines Großgrundbesitzers in Schlesien geboren. Sie wuchs in einem schönen Haus heran. Die Arbeit in der Landwirtschaft zu helfen. Fast alle Nationen waren vertreten. Kroaten, Serben, Polen und Russen standen in einem freundlichen Verhältnis zueinander. Die Arbeiter und Bauern saßen bei allen Mahlzeiten gemeinsam am Tisch und aßen das gleiche Essen. Als der 2. Weltkrieg ausbrach, wurden die Polen zu Feinden der Deutschen erklärt. Auf dem Bauernhof von Luise Langner spürte man davon nichts. Als ein polnischer Arbeiter erkrankt war, schickte Frau Langner ein Kuchenpaket. Dazu wurde ein Fuhrwerk losgeschickt und ihr Sohn und ihre Tochter durften mitfahren. Unterwegs wurden sie von der Gestapo angehalten. Ein solch enger Kontakt zu den Polen war verboten. Die Kinder mussten ihre Personalien angeben und die Mutter erhielt eine Vorladung. Sie kam bei den Nazis noch einmal mit einer Verwarnung davon. Von nun an stand sie unter geheimer Aufsicht. 1945 kam es dann zur Evakuierung. Nur das Lebensnotwendigste wurde zusammengepackt.

Mit dem eigenen Fuhrwerk, 13 Personen und dem polnischen Kutscher, der bei ihnen bleiben wollte, fuhr man los. Drei Monate waren sie unterwegs. Nachts wurde auf dem Pferdewagen oder in einer notdürftigen Unterkunft geschlafen. Über dem Böhmerwald ging es weiter bis nach Quedlinburg. Die Kinder der Frau Langner waren dabei. Das älteste Mädchen war gerade 12 Jahre alt. 90 Flüchtlinge aus ihrer Heimat kamen dort an. Sie wurden auf drei verschiedene Dörfer verteilt. So kam Frau Langner mit ihrer Familie nach Schneidlingen. Hier wurde ihnen eine winzige Wohnung zur Verfügung gestellt. Betten gab es keine. So wurde anfangs auf dem Fußboden geschlafen. Eltern und Kinder in einem Raum. Nach der Scheidung stand Frau Langner allein mit ihren Kindern, deshalb musste sie Geld verdienen. Sie arbeitete in Schneidlingen als Altenpflegerin. Die Arbeit war nicht einfach. Viele alte Leute waren damals sehr knapp. Schmerzlindernde Medikamente waren nur wenige vorhanden. Eine Leichenhalle existierte nicht. So musste Frau Langner die Toten in das Waschhaus bringen. Das Waschhaus wurde aber auch für das Waschen der Wäsche benötigt. Da war manchmal guter Rat teuer. Als in Löbnitz ein weiteres Pflegeheim entstand, wurde die Leitung auch dorthin versetzt.

Frau Langner übernahm jetzt als Leiterin das Pflegeheim in Schneidlingen. Sie arbeitet dort von 1952 bis 1965. Zu Beginn ihrer Tätigkeit stand den Heimbewohnern ein Tagessatz von 50 Pfennigen zur Verfügung. 60 pflegebedürftige alte Menschen konnten nur von je zwei Betreuern umsorgt werden. Ein Nachtdienst konnte aus Geld- und Personalmangel nicht eingerichtet werden. So stand Frau Langner ihren Pfleglingen auch des Nachts zur Verfügung. Ein großer Garten, der zum Heim gehörte, lieferte der Küche das Gemüse und Obst. Er wurde von den Heimbewohnern, die noch einigermaßen rüstig waren, gepflegt. Auch in der Küche halfen einige Heimbewohner mit. Der kleine Park am Heim war damals eine Augenweide für alle Bewohner des Ortes. Er wurde in der Mittagspause von den Angestellten unentgeltlich gepflegt. Frau Langner erinnerte sich gern an ihre berufliche Tätigkeit. „Es war zwar schwer, aber auch sehr schön, denn die Menschen waren mir gegenüber für jeden Liebesbeweis sehr dankbar“, sagte sie. Ihr monatlicher Verdienst war sehr niedrig. Zu Beginn ihrer Tätigkeit war das Monatsgehalt auf 570 Mark angestiegen. Leider musste sie ihre Tätigkeit schon mit 59 Jahren aus gesundheitlichen Gründen beenden.