Das Gebäude, das bis Ende 1991 die Adler-Apotheke beherbergte, ist eines der auffälligsten und historisch bedeutsamsten in Staßfurt. Sein Nordgiebel ist ein ausgeprägter Fachwerkgiebel, der ca. 1680 entstand. Das Gebäude selbst wurde in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut. Darin war die Stadtvogtei und danach das Gericht untergebracht. Als Apotheke wird das Gebäude seit dem 16. Jahrhundert genutzt. Das Fachwerk stellt einen Übergang vom Harzer zum Nieder-sächsischen Fachwerk dar. Gut ausgeprägt und abwechslungsreich sind die Backsteinmuster. Dieser Giebel ist der einzige seiner Art in Staßfurt. Um mögliche Schäden vorzubeugen, wurde er verankert.
Die Stadt- und Kreisbibliothek wurde inzwischen in Stadt- und Regionalbibliothek umbenannt, womit auch ihr Wirkungskreis umrissen ist. Sie befindet sich in einer ehemaligen Ausflugsgaststätte am Mühlendamm. 1993 eröffnete man dort eine neue Kinderbibliothek. Die Geschichte der Staßfurter Bibliothek beginnt mit der ehemaligen Lesehalle am Sandplatz, gegenüber der Adler-Apotheke. Daraus entstand später die Volksbücherei. Nach 1945 wurde die Bibliothek im ehemaligen Werdenslebenschen Haus eingerichtet. Seit 1961 befindet sie sich am Mühlendamm.
Diakonus Jakob Möser hat sich mit seinen zuverlässigen und gewissenhaften Aufzeichnungen aus der Geschichte Staßfurts große Verdienste erworben. 1611 wurde er zum Pfarrer in Staßfurt berufen und 1634 feierlich als Superintendent eingeführt. Sehr genau und ausführlich notierte er besonders die schrecklichen Ereignisse während des Dreißigjährigen Krieges in der Stadt. Sein Nachfolger im Amt des Predigers von St. Johannis, Friedrich Wilhelm Geiß, hat 1797 die Chronik der Stadt zu schreiben begonnen. Noch heute gilt seine Chronik als die bedeutendste und ausführlichste. Geiß führte sie bis zum Jahre 1836 und ließ sie 1 Jahr später drucken. Der Sekretär der Stadt Staßfurt, Theobald Weise, hat sie darauf bis 1854 ergänzt. 1927 verfassten Pastor Baumecker aus Leopoldshall und der Arzt Rieger, der als Stadtarchivar von Staßfurt wirkte, gemeinsam eine Chronik der Städte Staßfurt und Leopoldshall.
Küchenbleche werden nach dem Backen wieder sauber, wenn sie mit Salz abgerieben werden. Bratwürste platzen nicht, wenn man sie zuvor kurz in kochendes Salzwasser legt. Damit Pellkartoffeln beim Kochen nicht platzen, sollte man dem Wasser Salz zufügen. Versalzenes Essen wird wieder genießbar, wenn man rohe Kartoffelscheiben hineinlegt.
In seinem Aufsatz „Verlebte Eulenspiegel seine Jugendzeit in Hohendorf bei Calbe an der Saale?“ beschreibt Dr. Albert Hansen-Ostfalen Eulenspiegels Streich in Staßfurt wie folgt: „In der 6. Historie ist der junge Schelm endlich doch genötigt, für seine Mutter Brot zu schaffen. Aber beileibe nicht durch seine Hände Arbeit. Vielmehr ging er dazu aus dem Flecken wo seine Mutter wohnte, nach Staßfurt in die Stadt einen reichen Bäcker aufzusuchen. Nachdem er sich einen ganzen Sack voll Brote erschwindelt hatte, ging er in die Vorstadt in ein Haus, wo ein Karrenführer aus seinem Flecken eingekehrt war. Er verbarg seinen Schatz in dessen Karren. Auf der Heimfahrt ging er wie ein Rechtschaffender mit leeren Händen nebenher. Diese Vorstadt wird das nördlich der Bode gelegene Alt-Staßfurt gewesen sein. Flecken – ist ein größeres Dorf mit bestimmten Rechten z.B. Marktrecht.
Die Friedensfahne: Sie wurde beim Friedensfest am 18. Januar 1816 von Jungfrauen Staßfurts den siegreichen Kriegern überreicht und dann in der Johanniskirche aufgehängt.
1979 wurde in der Nähe des Bahnhofs in einem ehemaligen Laden eine Kleine Galerie ins Leben gerufen, in der seitdem regelmäßig unterschiedliche Ausstellungen zu sehen waren – Malerei und Grafik, Buchillustrationen und Blaudruck, Holz und Metallgestaltung wie auch Keramik und andere. Ausstellende waren Amateure sowie professionell arbeitende Künstler. Die Galerie befindet sich seit 1991 im Hause des Salzlandtheaters und ist ein Teil dieser Kulturstätte. Zur Ergänzung des Unterrichts führen Kunsterzieher Staßfurter Schüler hierher.
Seit 1954 befindet sich das Gebäude in der Staßfurter Steinstraße auf der Kreisdenkmalliste. Aber zum Erhalt des einst wertvollen Hauses im holländischen Barock wurde kaum etwas unternommen. Hans-Christoph von Hacke war bis zu seinem Tode im Jahre 1649 regierender Stadtvoigt von Staßfurt. Das Hackesche Haus ist ein Wohnhaus und wurde 1737 erbaut.
Die Industrie Staßfurts verdankt ihr Entstehen und rasches Aufblühen hauptsächlich dem Salz- und Kalibergbau. Nachdem 1861 die erste Fabrik für das Kalzinieren der Abraumsalze in Betrieb genommen wurde, schossen in kurzer Zeit weitere Fabriken aus dem Boden die ebenfalls Abraumsalze verarbeiteten. Bis 1872 wuchs die Anzahl auf 33 Fabriken, so dass in Staßfurt und Umgebung das Kali bald zur Mangelware wurde. 1872 schlossen sich einige Fabriken zur Aktiengesellschaft zusammen. Der Salz- und Kalibergbau führte auch zur Gründung von Maschinenfabriken, die Ausrüstungen für Kaliwerke und andere verarbeitende Industrie herstellten. 1863 begann die Firma Sauerbrey als Maschinenfabrik und Eisengießerei. Bergwerks- und Dampfmaschinen sowie Salzmühlen gehörten zu den Standardprodukten. 1926 gründete man die Firma „Imperial“. Seit 1957 produzierte man dort Fernsehgeräte. Später wurde diese Firma in Rundfunk-Fernsehen-Telekommunikation AG umbenannt.
Im Juli 1872 überließ der Magistrat der Stadt Staßfurt der israelischen Kulturgemeinde zu Staßfurt 2 Hektar Acker, um einen Begräbnisplatz anlegen zu können. Dieser befindet sich seitdem in der Hecklinger Straße neben dem städtischen Friedhof. Weil die Synagogengemeinde bzw. der israelische Kulturkreis der vertraglichen Vereinbahrung nicht nachgekommen war, wonach der Begräbnisplatz mit einer hohen Mauer versehen werden sollte, beanspruchte der Magistrat den nicht genutzten Teil für sich. Im Juli 1919 beschloss die Staßfurter Stadtverordnetenversammlung, der Synagogengemeinde den Begräbnisplatz zum Preis von 500 Mark zum Kauf anzubieten.
1847 verursachten die vorausgegangene Missernte und die darauf folgende Teuerung eine Hungerrevolte. Arbeiter aus Staßfurt plünderten in Warmsdorf Kartoffelmieten der dortigen Domäne, um ihre Familien ernähren zu können. Gutsbesitzer Bertram lagerte zur gleichen Zeit Getreidevorräte, die zur Verteilung vorgesehen waren. Um Ausschreitungen zu verhindern, wurde eine Bürgerwehr gebildet, welche die Verteilung vornehmen und überwachen sollte. Trotzdem kam es zu Tumulten und Plünderungen, die Verhaftungen zur Folge hatten. Erst 1851 war der Kartoffelkrieg zu Ende. 115 Männer bekamen eine Zuchthausstrafe zwischen 1 Jahr und 6 Jahren. Während dieser Zeit wurde die Stadt dazu verpflichtet, eine große Zahl Kinder zu ernähren und zu kleiden, da die Mütter dafür nicht aufkommen konnten. Oberprediger Dr. Schild von der Kirche St. Johannis setzte sich für die Verurteilten und für die Interessen der Stadt ein. Es gelang ihm eine Audienz beim König Friedrich Wilhelm IV. zu erhalten. Er erreichte eine Begnadigung der Verurteilten, die ihre Tat öffentlich bereuten. Drei der Verurteilten waren von der Begnadigung ausgeschlossen.
Literatur aus Staßfurt lässt sich bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Es sind Autoren die in der Stadt geboren wurden oder einige Jahre in Staßfurt verbrachten sowie solche, die die Geschichte der Stadt darstellen. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts haben unabhängig voneinander mehrere Autoren in Staßfurt bzw. Leopoldshall gewirkt.
Die alte Tradition des Marktes, die in den vergangenen Jahrzehnten nahezu vergessen und aufgegeben war, wurde 1990 wieder belebt und aufgegriffen. Dazu verabschiedete die Stadtverordnetenversammlung eine Marktordnung und die Stadtverwaltung setzte einen Marktmeister ein. Der Wochenmarkt wird seitdem auf dem Platz, wo sich einst St. Johannis sowie der Schiefe Turm erhoben, abgehalten. Der Markt stellt für die Bürger Staßfurts und der umliegenden Orte einen Anziehungspunkt dar, der aus dem öffentlichen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Außer einer beliebten Einkaufsstätte ist er auch ein Treffpunkt und ein Platz regen Austausches von Meinungen und Informationen.
Im Zuge des Wohnungsbauprogramms der siebziger Jahre ist in Staßfurt-Nord in industrieller Plattenbauweise eine Wohnsiedlung entstanden, deren Infrastruktur erst einige Jahre später geschaffen bzw. erweitert werden konnte. Danach wurde in Staßfurt lange nicht mehr gebaut. Die Altstadt war von Senkungsschäden gezeichnet und wurde in großen Teilen unbewohnbar. Erst ab 1990 wurde wieder mit dem Bau begonnen. Am „Postring“ entstand z.B. eine Einkaufszeile, die das Stadtbild freundlich belebt. In der Lehrter Straße ist ein großes Verwaltungsgebäude in der Form eines Schiffes entstanden. Am Friedensring sind einige Blöcke Sozialwohnungen zu sehen, die sich in ihrem architektonischen Erscheinungsbild von den Wohnblöcken der siebziger Jahre unterscheiden.
An den Schwimmwettkämpfen anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1928 in Amsterdam hatte Hilde Schrader aus Staßfurt teilgenommen. Sie gewann die Goldmedaille im 200-m-Brust-schwimmen. Nach ihrer Rückkehr in die Heimatstadt wurde die Olympiasiegerin von der Staßfurter Bevölkerung gebührend gefeiert. Ab 1944 war sie als Schwimmeisterin im Strandsolbad Leopoldshall tätig.
1636 war das Pestjahr. 616 Menschen fielen der Pest zum Opfer. Darunter waren viele aus den benachbarten Dörfern, die nach Staßfurt geflüchtet waren. Gleich nach dem Ausbruch der Pest wurde von Kurfürstlicher Regierung der Kommerzien-Bann verhängt und dadurch der Stadt die wenige Nahrung, die sie noch hatten, gesperrt. Staßfurt geriet durch diese Sperrung in elendste Lage.
Von der Firma Bennecke, Hecker & Jakobs, der Besitzerin der größten Zuckerfabrik in der Provinz Sachsen, wurde eine von Pferden betriebene Bahn von der Jakobsgrube bei Börnecke zur Zuckerfabrik in Staßfurt angelegt. Unabhängig von der Witterung konnte somit die Roh- bzw. Presskohle aus der eigenen Brikettfabrik transportiert werden. Diese „Rossbahn“ nutzte man bis 1931. Die Firma Bennecke, Hecker & Co. hatte die Zuckerfabrik jedoch schon 1924 aufgegeben und die Jacobsgrube verkauft. Der Damm, auf dem sich die Schienen der „Rossbahn“ befanden, ist zum Teil noch heute erhalten und dient als viel genutzter Spazier- und Wanderweg.
Am großen Eingangstor des ehemaligen Schlosses befand sich ein Stein mit dem Kopf des heiligen Moritz, des Magdeburger Stiftheiligen, der nach der Überlieferung „Schellenmoritz“ hieß. Um gefürchtete Dämonen vom Hause fernzuhalten, fügte man solche Bildwerke in die Tore ein.
Theateraufführungen verschiedener Wanderbühnen fanden bereits schon im vorigen Jahrhundert in Staßfurt statt. Am 1. April 1920 gründete der Theaterdirektor Max Kaiser aus Stettin mit Genehmigung des Magistrats der Stadt Staßfurt das hiesige Stadttheater. Er hatte dafür das Grundstück Steinstraße 8 käuflich erworben. Finanzielle Schwierigkeiten führten bald zur Bildung einer Theaterkommission. Eine Theatergemeinde wurde gegründet, die eine Subventionierung des Stadttheaters ermöglichen sollte. Trotzdem konnte das Theater seine finanziellen Schwierigkeiten nicht überwinden. Bald stellten Staßfurt, Leopoldshall und die übrigen Garantiegemeinden ihre Subventionierung des Theaters wieder ein. Danach versuchten noch mehrere Theaterdirektoren, das Unternehmen wirtschaftlich zu führen. Das misslang aber jedes mal und so schloss sich 1926 der Theatervorhang endgültig. Seit dem fanden wieder vereinzelt Gastspiele nicht nur im Theater, sondern in verschiedenen Sälen der Staßfurter Gastwirte statt. Einige Vereine führten Komödien und Operetten auf, wobei diese Form hoch in der Gunst des Publikums stand. 1946 entschloss sich eine GmbH zur erneuten Gründung eines Stadttheaters, aus dem wenig später das Salzlandtheater Staßfurt hervorging. Einige Jahre fusionierte es mit dem Bernburger Theater. Danach wurde es staatlich subventioniert und arbeitete als selbständiges Theater weiter. Auf staatlichen Beschluss wurde es 1968 geschlossen. 1985 wurde die Spielstätte rekonstruiert. Seit dem finden wieder regelmäßige Gastspiele statt.
1883 begannen die Vorarbeiten für den Tunnelbau im Verlauf der Zollstraße. Diese Unterführung der Straße unter die Bahnlinie stellt heute einen Engpass für den Straßenverkehr dar. Um ihn flüssiger zu gestalten, wurde 1991 die alte, den Anforderungen nicht mehr entsprechende Ampelanlage gegen eine neue Ausgewechselt. Im Frühjahr 1994 musste die Straße unter der Unterführung mehrmals wegen Überschwemmung gesperrt werden.
1885 wurde der Staßfurter Verschönerungsverein gegründet. Er stellte sich zur Aufgabe, Straßen und Plätze von Staßfurt und Leopoldshall instand zusetzen und zu pflegen oder neue Anlage zu schaffen. Der Lehrer Adolf Gollnow erwarb sich dabei besonderen Verdienst. Gemeinsam mit dem damals pensionierten Gärtner Bethge widmete er sich dem Anliegen des Verschönerungsvereins. Adolf Gollnow starb im Februar 1919 in Halberstadt. Die Stadt Staßfurt ehrte ihn und seine Verdienste, indem sie die bisherige Bahnhofstraße nach ihm benannte.
Schon 1732 verfügte Staßfurt über eine Wasserkunst. Durch Röhren wurde das Wasser der Bode in ein Pumpenhaus befördert. Ochsen bzw. Pferde trieben die Pumpe an. Die Wasserkunst war bis 1762 in Betrieb und ist später verfallen.
Die „Staßfurter Zeitung, Tageszeitung für Leopoldshall“ erschien seit dem 24. Februar 1878 dreimal in der Woche. Zuvor gab es bereits das „Staßfurter Wochenblatt“. Seit 1951 erschien in Staßfurt als einzige Tageszeitung die Magdeburger „Volksstimme“. Heute ist das Zeitungs- und Meinungsmonopol gebrochen.