Staßfurt, am Südrand der Magdeburger Börde gelegen, wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts erstmalig urkundlich erwähnt, als Kaiser Karl der Große eine Heeresversammlung nach "Sterasfurt" einberief. Die bevorzugte Lage am Bodeübergang und die hier befindliche Solequellen bildeten schon bald die Grundlage einer aufblühenden Salinennutzung. Nach dem 30-jährigen Krieg und dem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, entdeckte man Mitte des vorigen Jahrhunderts wertvolle Kali – Salzverbindungen, die für den landwirtschaftlichen Intensivanbau genutzt werden konnten. Es war die Geburt des Kalibergbaus und der sich daraus entwickelnden chemischen Industrie. Wenig später kam die Produktion von Bergbauausrüstungen hinzu und begründete den Ruf als wichtiger Industriestandort. Staßfurt hat auch kulturhistorische Bedeutung. So wurde 1631 vom kaiserlichen Feldmarschall Tilly erstmals in Werdenslebenschen Haus Quartier genommen. Der beeindruckende Tilly – Saal erinnert an dieses Ereignis. Das Salzland-Theater gehört heute zum Mittelpunkt einer lebendigen Kulturszene, die neben weiteren Sehenswürdigkeiten wie dem Passionsaltar oder die Eisenbahnausstellungen die Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. In jüngerer Zeit wurde das Stadtbild besonders durch den aktiven Mittelstand geprägt. Viele kleine attraktive Geschäfte und Einkaufszentren machen Staßfurt zu einem beliebten Einkaufsziel des weiteren Umlandes. Ein Verwaltungs- und Kongresszentrum, viele Sport- und Freizeitanlagen, das einmalige Strandsolbad oder der besonders aktive Wohnungsbau gehören zu den weiteren positiven Seiten der Stadt.
Wer mit der Bahn zum ersten Mal in Staßfurt eintrifft, schaut sich vergeblich nach einem repräsentativen Bahnhof um. Das Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1857 musste im Frühjahr 1976 abgerissen werden, weil der Kalibergbau unter der Stadt im Mauerwerk armdicke Risse verursacht hat. Durch eine fast farblose Baracke wurde das Bahnhofsgebäude ersetzt. Spuren und Folgen des hundert-jährigen Bergbaus sind an vielen Stellen der Stadt zu finden. Das heutige ausgedehnte Gemeinwesen besteht aus zwei ehemals selbständigen Städten, dem damals zu Preußen gehörenden Staßfurt und dem kleineren und viel jüngeren Leopoldshall in Anhalt. Damit wären auch die auffälligen Straßennamen „Zollstraße“ und „Grenzstraße“ begründet. Grünweiße Grenzpfähle und ein Streifen mit hellen Pflastersteinen hat diese Landesgrenze früher sichtbar gemacht. Eine kuriose Geschichte ist: „In der Gaststätte gegenüber dem Bahnhof hat man in Preußen gesessen, so lange man aß und trank, suchte man aber die Toilette auf, begab man sich nach Anhalt.“ Die Zollstraße hat ihren Namen erhalten, weil sie auf Staßfurter Gebiet zum anhaltischen Zollhaus führte. Dieses befand sich gegenüber dem St. Johannishospital. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bezeichnete man es als das „Zollhaus vor Staßfurt“. Später wurde es die „Neundorfsche Zollstange vor dem Ascherslebener Tore“ genannt.