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Quedlinburg

Die alte Stadt Quedlinburg, oft als "Eingangspforte zum Harz" bezeichnet, liegt im nördlichen Harzvorland. Im 5. Jahrhundert soll einer Legende zufolge ein Thüringer Edler namens Quitilo mit seinem Gefolge auf dem etwa 30 Meter aufragenden Felsen des Burgberges, den heute das Schloss krönt, die ersten befestigten Anlagen geschaffen haben. Damals entstand wahrscheinlich die Bezeichnung "Quitilingen", Siedlung des Quitilo. Das mittelalterliche Quedlinburg wurde erstmals am 22. April 922 in einer Urkunde Heinrich I. als Quitilingaburg erwähnt. Es bestand später aus zwei städtischen Anlagen, der Altstadt und der Neustadt zusammen. Im Mittelalter trafen hier drei Handelswege aufeinander, die nach Leipzig, Magdeburg und Goslar führten. Um die Jahrtausendwende war Quedlinburg ein Zentrum der politischen Ereignisse des deutschen Kaiserreiches, wie aus alten Urkunden hervorgeht. Nach dem Tode Heinrichs I. entstand auf dem Burgberg ein freiweltliches Damenstift, in dem Töchter des deutschen Hochadels eine umfassende Bildung genossen. Die Stadt und 15 umliegende Dörfer waren dem Stift abgabepflichtig. In dieser Blütezeit siedelten sich hier wohlhabende Patrizier an, die rund um den Markt ihre prächtigen, zum Teil noch heute erhaltenen Wohn- und Geschäftshäuser errichten ließen.

 

Das älteste erhaltene Fachwerkhaus ist der Hochständerbau in der Wordgasse 3, der im ersten Drittel des 14. Jahrhundert errichtet wurde. Der Ständerbau gilt als einfachste Form des Fachwerkbaus, dem ab dem 15. Jahrhundert der technisch ausgereiftere Stockwerkbau folgte. Insgesamt sind in Quedlinburg heute noch ca. 1200 historische Fachwerkbauten aus 5 Jahrhunderten zu finden, größtenteils Stockwerkbauten. Sie prägen mit ihrer reichen Vielfalt an Formen und Verzierungen das Bild des neuzeitlichen Quedlinburgs und gaben den Anlass dafür, dass die etwa 79 ha. historischer Altstadt 1975 zum nationalen Baudenkmal, 1995 gar Teil des Weltkulturerbes bei der UNESCO wurde. Dieses Erbe stellt die Stadt in unserer Zeit aber auch vor eine Herausforderung - die Erhaltung der alten Bausubstanz und die behutsame Sanierung, ohne völlig auf neuzeitliche Stadtstruktur und Wohnkultur zu verzichten. Seit dem 18. Jh. ließ das Bürgertum das Verständnis für die wertvollen Baudenkmäler vermissen, nicht nur Neubauten, auch ältere Fachwerkhäuser wurden verputzt. Man wollte so Steinbauten vortäuschen, die damals ein Zeichen von Wohlstand waren. Über 800 Häuser im Stadtkern sind als Baudenkmale klassifiziert worden, von denen ca. 100 sofort saniert werden müssten, um sie zu erhalten. Zu Beginn der 70er Jahre begann Quedlinburg in das Interesse der Denkmalpfleger zu rücken. Seit 1974 sind polnische Spezialisten und einheimische Fachleute der Denkmalpflege dabei, die erhaltungswürdigen Fachwerkbauten zu restaurieren und somit nicht nur die Lebensbedingungen der Bewohner zu verbessern, sondern Quedlinburgs Denkmalstatus zu erhalten.