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Nachterstedt

Erstmalig wurde Nachterstedt in einer Schenkungsurkunde Ottos II. an den Markgrafen Gero aus dem Jahre 961 erwähnt. Der Name des Markgrafen Gero ist verbunden mit der Gründung der Froser und Gernröder Kirche. Diese Urkunde ist aber nur die erste schriftliche Erwähnung, nicht aber das Datum der tatsächlichen Gründung. Der Name Nachterstedt - mit der Endung -stedt - geht auf das altsächsische stide oder städe zurück und war vor allem im 5. Jahrhundert gebräuchlich, deutet daher auf wesentlich ältere Zeiten hin; seine Bedeutung aber ist: der bewohnte Platz. Nachterstedt war vor allem Fischerdorf, was sich im Wappen niederschlug - dieses zeigt einen Fisch und einen Schwan. Nach der Trockenlegung des Sees ging die Bevölkerung vor allem zum Ackerbau und zur Torfstecherei über. Im Jahre 1842/43 wurden auf Betreiben der Anhalt-und-Bernburgischen Regierung Probebohrungen durchgeführt, und bereits im Jahre 1857 wurde die Grube "Concordia" abgeteuft. Anfangs wurde unter Tage gefördert; das Flöz hatte eine Mächtigkeit von bis zu 30 Metern, während die darauf lastende Erdschicht nur 15 Meter betrug.

Seeblick vom Aussichtspunkt Nachterstedt

Die Untertageförderung hatte allerdings ein großes Problem durch das Wasser, sodass dazu übergegangen wurde, die Kohle über Tage zu fördern. 1865 erhielt Nachterstedt eine Eisenbahnlinie, die von Halberstadt nach Köthen führte. Um 1870 wurden 250 000 Tonnen im Jahr gefördert; damit stellte die Grube die größte Fördermenge im Oberbergamtsbezirk Halle bereit. 1888 wurde eine Brikettfabrik errichtet, 1889 arbeitete der erste Eimerkettenbagger im Abraum, 1910 der erste Löffelbagger. Um 1899 wurde zunächst für den Eigenverbrauch Elektrizität erzeugt. Mit einer jährlichen Fördermenge von 600.000 bis 870.000 Tonnen in den Jahren 1899 bis 1905 war die Nachterstedter Grube die größte Braunkohlengrube Preußens. 1914 - nach der Errichtung des Kraftwerks - wurde Nachterstedt dem Netz des Großunternehmers "Conti-Dessau" angeschlossen und von jenem Zeitpunkt an mit den Konzernen Riebeck-Montan und IG Farben verflochten. Im Jahre 1963 arbeiteten im BKW Nachterstedt über 6 500 Beschäftigte. In den Jahren 1928 bis 1950 wurde das alte Nachterstedt abgerissen. Jahre, die für die Nachterstedter nicht einfach waren, für die sie aber letzten Endes mit modernen Wohnungen und guten Straßen entschädigt wurden.