Das mehr als
tausend Jahre alte Dorf kann auf eine sehr bewegte historische
Entwicklung zurückschauen. Zahlreiche prähistorische Funde im Gebiet des
Ortes zeugen von einer sehr frühzeitigen Besiedlung. Immer wieder führte
der Ortsname "Unseburg" zu Spekulationen. Selbst bis zum heutigen Tage
konnte die Entstehung des Namens noch nicht endgültig geklärt werden.
Unseburg wird zuerst als "Unnesburg” im Jahre 939 erwähnt. Mit der
volkstümlichen Erklärung: "dat is unse Borch" hat der Name nichts
gemein.
In der Chronik von Unseburg steht folgendes:
1. Un - Abkürzung von Unnan - schützen, nes - Nase, burg - Burg.
Demnach würde Un - nes - burg bedeuten: Die schützende Burg auf der
Nase.
2. Unna - Wasser, nes - Nase, burg - Burg.
Hier würde die Erklärung lauten: Eine Burg auf einer Landzunge (Nase) im
Wasser.
In beiden Fällen geht es aber um eine Burg, die auf einer Erhöhung bzw.
Landzunge im Sumpf oder Wasser liegt. Diese Erklärung des Namens ist
zurzeit die wahrscheinlichste und einleuchtendste. Während der Kämpfe im
9. und 10. Jahrhundert gewann der Ort in den Plänen der herrschenden
Kräfte zunehmende Bedeutung. Man kann davon ausgehen, dass Heinrich I.
Unseburg zu einer starken Burg im Südteil der heutigen Magdeburger Börde,
dem damaligen Nordthüringgau ausbaute. Die Lage der Burg im
südwestlichen Grenzgebiet verlieh ihr starke Positionen und machte sie
zu einem Burgwardbezirk, der sich von Etgersleben bis Staßfurt
erstreckte. Nachdem Otto I. 936 von seinem Vater, Heinrich I., die Macht
übernommen hatte, ging er daran, seine Herrschaft in Magdeburg zu
stärken. Magdeburg als militärischer Grenzort und Grenzhandelsplatz
zwischen Germanen und Slawen wurde zum Ausfalltor für die folgenden
Eroberungs- und Unterdrückungskriege gegen die Slawen ausgebaut. In die
Politik Otto I. war auch die Kirche eingeordnet, indem er ihr eine
bedeutende Rolle bei der Verwirklichung seiner Machtpläne übertrug. Zu
diesem Zweck gründete Otto I. bereits im September 937 in Magdeburg das
Benedictinerkloster St. Mauritius und versah es mit umfangreichem
Grundbesitz durch Schenkungen aus. Diese Schenkungen begannen noch im
September 937 unmittelbar nach der Begründung des Klosters. Sie
umfassten Grundbesitz mit darauf lebenden Familien Halbfreier,
feudalabhängiger Bauern und Sklaven, die für die materielle Sicherung
des Klosters zu sorgen hatten. Unter vielen solcher Schenkungen im
damaligen Nordthüringgau befand sich auch eine vom 7. Juni 939. Diese
von Otto I. unterzeichnete Schenkungsurkunde trägt die Nr. 4 im
"Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg" Bd. I. Sie beurkundet die
Schenkung von 294 Familien, darunter 2 Familien aus Unnesburg, wie der
Ort damals genannt wurde. In dieser Schenkung wurde Unseburg zum ersten
Mal urkundlich erwähnt. Entsprechend der Urkunde Nr. 12 vom 29. Januar
94ö wurden von Otto I. eine Reihe Ortschaften im Nordthüringgau an das
Moritzkloster geschenkt. Darunter Unenesburg, Borne, Bisdorf, Atzendorf
und Altenweddingen. Im Urkundenbuch wird der Ort von 936 bis 1012
mindestens 8 mal erwähnt, wobei die Ortsbezeichnung öfter abgewandelt
erfolgte, z. B.
936 - Unnesburg
946 - Unenesburg
960 - Vnunenesburg
908 - Unnesburch und Grenzort Unsborg
909 - castra (Burg) Unnesburch
973 - Unnesburg und
1012 - Undesburg
Nach dem Namensverzeichnis der Ortsnamen wird in dem Urkundenbuch für Unseburg auch Hunesburg bzw. Hunesburch angegeben. Unter Otto I. diente Unseburg der Stärkung des Erzbistums Magdeburg. Mit der Eroberung der slawischen Gebiete ostwärts der Elbe und der Unterwerfung der slawischen Völker durch Otto I. rückte er die Grenze ständig weiter nach Osten. Auch durch den Sieg Otto I. in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 über die wiederholt auch in unser Gebiet eingedrungenen Ungarn verlor die Burg Unseburg allmählich ihre beherrschende Position, die sie früher als Grenzbefestigung innehatte. Die Zeit ihrer militärischen Bedeutung in der Politik Heinrich I. und Otto I. war vorüber. Die Burg Unseburg, die in Eigentum des Erzbischofs von Magdeburg übergegangen war, wurde um 1213 von den Grafen Walter v. Barby und Friedrich und Wilhelm v. Ammensleben zu einem Raubritternest ausgebaut. Dazu wurde die Hauptburg mit einer 3 m dicken und hohen Mauer umgeben, die Ecken der Anlage wurden durch starke Wehrtürme geschützt und der Eingang mit zwei befestigten Tortürmen versehen. Die Reste der Grundmauern des südlichen der beiden Tortürme waren noch bis vor wenigen Jahren erhalten und haben bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts dem Unseburger Amt als Eiskeller gedient. Da diese Räubereien die Machtinteressen des Erzbischofs verletzten, hat er die Burg zusammen mit dem Grafen Heinrich v. Anhalt 1218 zerstören lassen. Da die militärische Bedeutung der Unseburg vorüber war, erfolgte ein erneuter Aufbau nicht. Die Steinmassen des Trümmerhaufens fanden sicher Verwendung beim weiteren Aufbau des Gutes und des Ortes. 1302 wurde der Burgwall mit Ruine und ein Teil des Ortes an das Kloster Riddagshausen verkauft. 1350 ist das Dorf zu einem Klosterdorf geworden. Eine freie Bauerschaft ist kaum mehr vorhanden. Der dreißigjährige Krieg hat auch Unseburg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wenn auch das Dorf nie geplündert oder verwüstet wurde, so hatte es doch ständig unter wechselnder Besatzung unter den Kriegseinwirkungen zu leiden. Bis zum Ende des Krieges ging die Einwohnerzahl um ca. 75% zurück.
Nach Kriegsende kam Unseburg zu Kurbrandenburg - Preußen. Von 1807 bis 1816 gehörte das Dorf dann zum Königreich Westfalen. Die Unseburger Landschaft war noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts eine rein agrarisch genutzte Fläche. Dies änderte sich aber mit der Entdeckung von abbauwürdigen Braunkohlevorkommen in der Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts. 1849 wurde die Grube "Sophie" bei Wolmirsleben errichtet. Der Betrieb dauerte bis zum 2. Dezember 1925. Eigens für den Abtransport der geförderten Kohle wurde übrigens 1888 eine Eisenbahnlinie von der Grube "Sophie" bis zur bestehenden Eisenbahnlinie nach Etgersleben gebaut, welche 1897 bis zu Grube "Johanne Henriette" nach Unseburg verlängert wurde. Der Personenverkehr auf dieser Strecke wurde 1892 aufgenommen und wurde nach Verlängerung dieser bis nach Förderstedt bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts aufrechterhalten. In Unseburg begann die Geschichte des Braunkohlebergbaues am 1. Mai 1850. Hier wurde mit den Bohrungen an der Kamplake, nahe des Bornschen Weges begonnen. Die Abteufarbeiten gingen zügig voran, so dass der Schacht Karl I. am 4. April 1851 seinen Betrieb aufnehmen konnte. Kurze Zeit später entstand weiter ostwärts nach Atzendorf der Schacht Richard I. Nachdem die anstehende Kohle abgebaut war, errichtete die Grubenleitung neue Förderanlagen über anderen Flözen. Um 1890 erhob sich der neue Förderturm des Schachtes Karl II, der Schacht Richard I wurde stillgelegt und dafür der Schacht Richard II eröffnet. Dieser brannte dann am 15.06.1911 ab und wurde danach gänzlich abgerissen. Etwa zu dieser Zeit wurde auch der neue Schacht der Grube Johanne Henriette abgeteuft, der dann in der Folge für die gesamte Grube die Förderung übernahm. Diese war für damalige Verhältnisse bereits eine moderne Industrieanlage und verfügte über ein Kesselhaus mit insgesamt 10 Dampfkesseln. Eine ähnliche schwunghafte Entwicklung vollzog sich auch in den anderen Orten der Umgebung, in welchen Braunkohlevorkommen abgebaut wurden, so in der Umgebung von Hakeborn, Schneidlingen und Egeln.
In einigen Gruben der Umgebung wurde bis in die 2. Hälfte des 20 Jahrhunderts Braunkohle abgebaut. In der Löderburger Grube erfolgte die letzte Förderschicht im November 1952. Die Grube Johanne Henriette in Unseburg stellte 1961 die Braunkohleförderung ein. Die Braunkohle, welche in Tiefen zwischen 50 und 60 m unter der Bodenoberfläche anstand, wurde im Tiefbau gewonnen. Dabei wurde sie in so genannten "Brüchen" abgebaut. Diese konnten bis zu Wohnzimmergröße erreichen. Um nicht einzustürzen, wurden diese Abbaustellen mit Hölzern, den "Stempeln" und "Kappen" abgestützt. War ein "Bruch" bis zur beabsichtigten Größe leergefördert, so wurde er "geschlagen, indem dann die Stützhölzer entfernt wurden. Die ihren Stützen beraubten Erdmassen des Deckgebirges stürzten meist zusammen und der Bergmann sprach dann von einem "gegangenen Bruch". An der Erdoberfläche entstanden dann jeweils tiefe Trichter. Entsprechend der Menge der "Brüche" in den Abbaubereichen entstanden so große Bruchfelder, welche dann der weiteren landwirtschaftlichen Nutzung auf Dauer entzogen waren. Es konnte aber auch vorkommen, dass sich das Erdreich beim Schlagen eines Bruches nicht sofort senkte. Dann sprach man von einem hängenden Bruch. Nach längerer Zeit kann es dann geschehen, dass sich ganze Geländeteile, unter denen die Kohle bereits abgebaut war, tief als Ganzes absenken. Diese tiefen Geländeabsenkungen haben nun mit der ursprünglichen Landschaft keinerlei Ähnlichkeit mehr. Nach der Einstellung der berg-baulichen Tätigkeit und der damit verbundenen Einstellung der Wasserhaltungen in den Grubenbauen ist es zu einem Wideranstieg des Grundwassers bis auf das ursprüngliche Niveau gekommen. Hierdurch haben sich die tiefen Mulden und viele der Einzelbrüche mit Wasser gefüllt und so die Vielzahl der größeren und kleineren Gewässer in der Bodeniederung gebildet. Diese sind heute fast die Letzten.