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Schneidlinger Chronik

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1324. Die Schneidlinger Wasserburg, entstand einst an der alten Heerstraße, die von Magdeburg über Aschersleben nach Erfurt führte. Sie gehört zu einer Gruppe von so genannten Kastellbauten. Die Ursprünge dieser Bauten liegen wahrscheinlich im 10. Jahr-hundert. Konkrete Angaben hinsichtlich der Wasserburg stammen aus der Zeit von 1126 bis 1134. In diesen Jahren hinterließen die Edlen von Snetlinge erste Spuren, diese waren schwäbischer Herkunft. Allerdings bezieht sich diese Ersterwähnung weder auf die Burg noch auf den Ort, sondern allein auf dieses Herrengeschlecht. Ort und Burg Schneidlingen gehörten im 12. Jahrhundert zur Grafschaft Aschersleben. Später wechselten die Herren von Snetlinge in Ministerialität zu den askanischen Markgrafen von Brandenburg. Um 1150 erwarb Theodulf von Luppene, ein Sohn des Edlen von Snetlinge, mit dem Schwert in der Hand umfangreichen Grundbesitz in der brandenburgischen Mark. Andere Familienangehörige übernahmen das Burggrafenamt von Spandau und gründeten ein Dorf namens Schneidlingen. Bei einer Erbfehde um Aschersleben Anfang des 14. Jahrhunderts kämpften die Edlen von Snetlinge an der Seite der Markgrafen gegen das Bistum Halberstadt.

Schule

Bei diesen Auseinandersetzungen und mehreren Niederlagen wurde das Dorf Schneidlingen stark verwüstet. Der gesamte Schneidlinger Besitz fiel an den Halberstädter Bischofstuhl den Albrecht von Anhalt in der Zeit von 1303 bis 1324 innehatte. Nach dem Verkauf der Burg für 500 Mark Silber am 13. Mai 1317 an das Bistum, zogen sich die Schneidlinger Herrn auf ihre Güter nach Spandau zurück. Geldnot zwang die Bischöfe schon bald, den Besitz zu verpfänden. Im Jahre 1362 war Jordan von Alsleben Pfandinhaber. Später am 22. Februar 1418 verpfändete Bischof Albrecht IV. von Halberstadt Ort und Burg Schneidlingen dem Ritter Henning von Freekleben, dem Knappen Bert-hold von Ditfurt sowie den ihnen verschwägerten Henning und Dietrich Schenk von Neindorf für ein Darlehen von 600 brandenburgische Mark für drei Jahre. Bis 1490 waren die Bischöfe von Halberstadt aus Geldnot nicht in der Lage, ihre Pfandgüter auszulösen. Dies führte oft zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, wie 1448 mit der Quedlinburger Äbtissin Margarete von Schwarzenburg. Da die Familie Ditfurt von 1425 bis 1490 über 800 Gulden an der Burganlage verbaut hatte, verweigerten Sie die Auslösung, als Bischof Ernst II. von Halberstadt das Pfandobjekt einlösen wollte. Der Prozess zog sich über zwei Jahre hin, bis schließlich Herzog Heinrich von Braunschweig-Lüneburg schlichtend eingriff. Am 25. April 1492 quittierten die von Ditfurt die Pfandauslösung.

Sie erhielten als vollständige Zahlung für den Besitz Schneidlingen sowohl das Pfand als auch die 800 Gulden Bausumme zurück. Nach der Rückgabe kam es zu einem Gütertausch zwischen Bischof und dem Domkapitel zu Halberstadt, wodurch die Burg und der Grundbesitz domkapitularisches Gut wurden und es bis 1811 blieben. In diesen Jahren wurde in Schneidlingen eine staatliche Domäne eingerichtet. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts setzte Matthias von Oppen einen wirtschaftlichen Aufschwung in Schneidlingen in Gang. Dieser Mann war im Denken und Handeln seiner Zeit um einiges voraus. Der Domdechant verstand es seine Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Er war ein Praktiker aber auch ein rechnender Geschäftsmann. Das Schneidlinger Gut wurde zu einer Mustereinrichtung. In der Feldwirtschaft wurden mit Fruchtwechsel und Bodendüngungen überdurchschnittliche Erträge erzielt. Die Bewässerungsfrage löste der Domdechant, indem er den Bau des Vorwerks Tiefenbrunn durchzog. Der Bau dauerte acht Jahre und endete 1613. Esel betrieben ein Schöpfwerk, welches aus einem 79 Meter tiefen Brunnen Wasser förderte. In den Jahren von 1611 bis 1617 ließ Matthias von Oppen die Wasserburg im Renaissancestil umbauen und einen Wirtschaftshof anlegen. An einem angelegten Flutgraben erfolgte 1615 der Bau der "Buschmühle". 1618 kam der dreißigjährige Krieg und setzte dem großen Handeln des Domdechanten Matthias von Oppen ein Ende.

St. Sixti-Kirche

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts stellten einige Landbesitzer beim Oberbergamt Rothenburg den Antrag in der Feldflur Kohle graben zu dürfen. Zuerst wurde am Dorfausgang nach Cochstedt in geringem Umfang Braunkohle abgebaut. Damit begann ein neuer Aufschwung, zunächst einmal rief der Kohleabbau die Kirche als Grundherrn und Investoren auf den Plan. Man witterte Gewinn. Im Oberbergamt Rothenburg wurden viele Abbaugesuche bearbeitet. Auch die Amtsgerichte hatten durch diesen neuen Wirtschaftszweig einem großen Zulauf erhalten. Dort wurde um Nutzungsgrenzen gestritten. Nach langwierigen Prozessen konnte 1799 in der Grube Friederike am Schäferberg in Schneidlingen endlich mit dem Bergbau begonnen werden. Der Abbau erwies sich jedoch als sehr schwierig, da Schwemmsandschichten und Wassereinbrüche für Rückschläge sorgten. Zeitweilig wurde die Braunkohleförderung ganz eingestellt, da sie sich nicht mehr rechnete. Durch den stark steigenden Kohlebedarf waren der Braunkohlebergbau und die damit einhergehende Industrialisierung nicht mehr aufzuhalten. Die Abbaumenge stieg ständig an, allein in diesem Revier wurde 1861 über eine halbe Million Tonnen gefördert. Der Bergbau schaffte viele Arbeitsplätze, diese sorgten für eine Zuwanderung und den Bau von Bergarbeitersiedlungen. Anfang des 20. Jahrhunderts wohnten mehr Menschen in Schneidlingen als heute. Im Jahr 1912 wurden 1632 Einwohner gezählt. Schneidlingen liegt heute an der B180 ca. 25 km südlich von Magdeburg. Der Blickfang sind zwei Türme. Als Wahrzeichen kann man den restaurierten 35 m hohen Turm der im 14. Jahrhundert errichteten Wasserburg nennen. Der Turm und die Dächer sind saniert. Der zweite Turm ist der Kirchturm der St. Sixti-Kirche.