Quedlinburg gehört zu Recht zu den Frauenorten in Sachsen-Anhalt. Etwa 900 Jahre lang haben Frauen Geschichte und Entwicklung der Region maßgeblich geprägt. Als Pfalz und Familienstift der ottonischen Herrscher war die Quitilingaburg häufiger, z. T. langfristiger Aufenthaltsort der Königin Mathilde, der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu ebenso der Äbtissin Mathilde. Als Beraterinnen und gekrönte Mitregentinnen ihrer Ehemänner haben sie aktiv Anteil an der Reichspolitik gehabt. Stellvertretend für den erst dreijährigen Otto III. übernahmen sie auf Jahre die Regierungsgeschäfte und hielten in der Quedlinburger Pfalz wichtige Hof- und Reichstage ab. 997 setzte Kaiser Otto III. seine Tante, Äbtissin Mathilde zu seiner Stellvertreterin in der Reichsregierung ein, während er sich in Italien aufhielt. Bis zu ihrem Tod 999 hat sie erfolgreich das hohe Amt ausgeübt. Auch unter ihren 38 Nachfolgerinnen im Äbtissinnenamt haben viele Einfluss auf die regionale Entwicklung genommen, wie z. B. Anna II. von Stolberg, die 1539 die Reformation für Stift und Stadt Quedlinburg einführte. Die erfolgreiche Entwicklung Quedlinburgs zu einem Zentrum der Pflanzenzucht von Weltgeltung im 19. Jahrhundert hat ihre Wurzeln u. a. in den großen Gärten und Ländereien des Stiftes, in denen über viele Generationen das gärtnerische Fachpersonal heranwuchs und wichtige Voraussetzungen für die Züchtungsforschung geschaffen wurden. Eine bürgerliche Frau aus Quedlinburg verdient in diesem Zusammenhang besondere Beachtung. 1754 promovierte die Quedlinburger Arzttochter, Pfarrfrau und Mutter von 9 Kindern Dorothea Christiane Erxleben als erste Frau in Deutschland zum Doktor der Medizin. Ihr Geburts- und Sterbehaus im Steinweg 51 ist neben dem Schlossberg der zweite bedeutende Frauenort in Quedlinburg.