Polleben und seine Kirchen können auf eine über 800-jährige Geschichte zurückblicken. Die älteste Urkunde über das Dorf stammt aus dem Jahre 1162. Damals hatten die Pollebener gerade das Christentum angenommen. Das Hochstift Halberstadt ging 827 daran, zahlreiche Glaubensgemeinden zu gründen. Es widmete sie dem Märtyrer St. Stephan. Über das erste Bethaus der Pollebener ist leider nichts bekannt. Die erste Kirche wurde aber schon um 1200 herum geschaffen. Weil sich das Dorf sehr in die Länge zog, bestanden um 1450 sogar vier Kirchen - zwei große und zwei kleine. Vor der Reformation hatte der Ort einen Erzpriester. Zunächst wirkten St. Johannis und St. Stephan einige Zeit nebeneinander. Dann zwang die Konzentration auf nur ein Gotteshaus zu dessen Verlängerung, die heute noch erkennbar ist. Inzwischen hatte sich, vor allem bedingt durch die Industrialisierung des Bergbaus, die Einwohnerzahl auf über 1000 verdoppelt. Das führte bei den Verantwortlichen zu der Entscheidung, ein neues und größeres Kirchenhaus zu bauen. Als Standort wählte man das Mitteldorf. Hier konnte dann im Beisein des Kirchen- und Schulpatrons, der Kirchen- und der Gemeindeverwaltung und unter Teilnahme aller Schulkinder sowie zahlreicher Gemeindemitglieder am 3. April 1900 feierlich der Grundstein gelegt werden. Danach ging es zügig los. Für die Fundamente wurden 3 m und für den Turm sogar 5 m tief ausgehoben.
Die Sandsteine lieferte Louis Grosche aus seinem Bruch am Oberrißdorfer Wege, die Steinmetzarbeiten besorgten die Gebrüder Voigt aus Mansfeld, die Maurerarbeiten verrichteten die Meister Eulenberg aus Zabenstedt und Franke aus Beesenstedt. Die Zimmererarbeiten erledigte Meister Schneidewind aus Polleben, das Dach deckte Meister Wilhelm Weinrich aus Eisleben - also alles hiesige Fachleute. Die Orgel aus der alten Kirche erneuerte Hofbaumeister Rühlemann aus Zörbig. Das vom Architekten Fahro aus Halle im neugotischen Stil gestaltete Bauwerk geriet 52 m hoch und sein Turm heißt nach jeder Himmelsrichtung willkommen. Im Zuge des Neubaus wurde auch das Geläut erweitert, um den Ruf durch das ganze Dorf zu tragen. Innenausbau und Ausmalung durch Meister Zander von Halle gingen bis in den Herbst. Nun kam der große Tag heran: Am Sonntag, dem 29.November 1901 reichte der Baumeister dem beliebten Pastor Schröter den Schlüssel und dieser öffnete die Türen des erhabenen Gebäudes allen am Bau Beteiligten, den Festgästen und der großen Kirchengemeinde. Kantor Rohns erweckte mit einem Prälud die kraftvolle Orgel. Feierlich weihte der geistliche Oberhirte aus Magdeburg das neue Gotteshaus.
Seither kennzeichnet das stattliche Bauwerk, bereits von
Weiterem gut sichtbar, den Dorfkern. Es hat ein Jahrhundert lang
schlechte und viele gute Ereignisse gesehen. Das schlimmste
davon war die am 14. September 1972 angeordnete behördliche
Schließung und deren Folgen. Wären zum damaligen Zeitpunkt die
notwendigen Reparaturen durchgeführt worden, hätte man die
schlimmen Folgeschäden vermeiden können. Nun verfiel das Gebäude
zunehmend, bis sich am 16. Dezember 1994 eine kleine Anzahl
Pollebener zusammenfand und einen Förderverein ins Leben rief.
Seit dieser Zeit bemüht sich der Förderverein um die Rettung des
Kirchengebäudes. Viel wurde durch Eigen-initiative, Tatkraft und
Idealismus vollbracht. Die hochgefährdeten Dachkehlen konnten
notdürftig repariert werden. Die Fenster wurden mit Gittern
gesichert. Durch eine zweckgebundene Spende war es möglich die
Turmuhr zu reparieren. Nun schlägt sie wieder allen Pollebenern.
Im Jahre 2001 wurde eine ABM bewilligt, die im Turmbereich
anstehende Reparatur- und Sanierungsarbeiten erledigte. Eine
besondere Aktion des Vereins gab es 2002. Pollebener Familien
spendeten für die Restaurierung der bleiverglasten Turmfenster.
Um die Schließungsgenehmigung aufzuheben, sind noch enorme
finanzielle Mittel erforderlich. Die Hauptaufgabe dabei ist die
Sanierung des Kirchenschiffes, wobei die Erneuerung der
Dachkonstruktion und die Dachdeckung an erster Stelle stehen.