Vieles wurde nur provisorisch geregelt, bis zum 1. Juli 1945. Dann begann die sowjetische Besatzungsarmee das Gebiet, das ihr laut Jaltaer Abkommen zustand, in Besitz zu nehmen. Davon war auch das Königsauer Gebiet betroffen. Sie begann zunächst die Verwaltung wieder aufzubauen. Das Leben der Bürger war noch viele Jahre hindurch von Sorgen überschattet. Die meisten Familien trauerten um einen oder mehrere Tote, die dem Kriege zum Opfer gefallen waren. Viele Familien waren auseinander gerissen worden und fanden erst nach Jahren zueinander. Der Hunger in den Städten war sehr groß, deshalb ging man auf die Dörfer, in der Hoffnung durch Tausch Nahrungsmittel erhalten zu können. Aber viele Familien hatten auch in Königsaue nicht ausreichend zu essen. Die Lebensmittel wurden rationiert und für Textilien mussten Berechtigungsscheine erworben werden. Die Königsauer wurden durch die Not wieder munter und taten nun alles, was dieses Elend abwenden könnte. Erstaunliches leisteten die Königsauer bei der Feldarbeit, um so schnell wie möglich wieder die Voraussetzungen für ein Leben in Frieden und Glück zu schaffen. Die Sowjetische Besatzungsmacht, kurz SMAD, erließ Befehle zur Errichtung einer neuen antifaschistischen - demokratischen Ordnung und legte Maßnahmen fest, die die Entnazifizierung und Demokratisierung einleiteten. Als erstes wurden die beiden Großgrundbesitzer Schoch und Hädecke enteignet. Deren Besitz wurde von Treuhändern verwaltet, bis man gemäß der Bodenreform den Landbesitz der Gutsherren aufteilte. Die Verteilung des Ackers sollte durch Auslosung erfolgen. Als zweites wurde der Grubenbetrieb, der ja ein Teilbetrieb des Solvay- Konzerns war, in die Hände des Volkes übernommen. Der durch den Krieg unterbrochene Schulbetrieb musste wieder aufgenommen werden. Als einzige Lehrerin durfte Frau Renate Obieglo im Amt verbleiben. Die restlichen Lehrer wurden wegen ihrer Nazivergangenheit entlassen. Im ehemaligen Haus der Schochs wurden ab 1952 Klassenräume hergerichtet.