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Sitten und Gebräuche der Vergangenheit in Königsaue

Von besonderen alten Dorfsitten ist nicht mehr viel überliefert. Die neuen Siedler in Königsaue vergaßen schnell ihr Brauchtum. Nur wenige Bräuche hatten sich bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg erhalten. Einer der Bräuche war das "Fastnachten". Die Schüler hatten immer besonders viel Spaß und aßen Bratwurst mit Brezeln. Am Silvestermorgen zogen in vielen Orten die Kinder mit Silvestersprüchen von Haus zu Haus. Ein Spruch lautete "Ich bin ein kleiner König, drum gebt mir nicht so wenig! Lasst mich nicht so lange steh'n, ich will heut´ noch weitergeh'n." Daraufhin bekamen sie ein wenig Kleingeld als Silvestergabe. Die Harzer Ansiedler hatten aus ihrer Heimat den Osterbrauch mitgebracht. Am Vorabend des Osterfestes wird auf einem Hügel ein Feuer abgebrannt. Zu Pfingsten war es üblich, den Häusern einen neuen Farbanstrich zu geben und die Tür- und Toreingänge zu schmücken. Bei Hochzeiten war es der Brauch, dass dem Bräutigam Salz und Brot in die Jackentaschen gesteckt wurden, bevor er in die Kirche ging. Damit das Brautpaar in der Zeit der Ehe vor Hunger geschützt sein sollte. Ein Geldstück im Schuh der Braut sollte vor Geldnot schützen. Am Tage zuvor, am Polterabend, sorgte man für einen großen Scherbenhaufen. Mitternacht wurde der Brautweg mit weißem Sand bestreut und am Tage der Trauung wurden Blumen und Grünzeug gestreut. Bei Beerdigungen war es üblich, dass die jungen Männer der Nachbarschaft den Verstorbenen zu Grabe trugen. Neben Verwandten und Bekannten gaben auch die Nachbarn dem Verstorbenen das letzte Geleit. In manchen Landschaften Deutschlands haben sich auch alltägliche Bräuche beim Essen und Trinken entwickelt. Dazu gehörte zum Beispiel der kirchliche Brauch, freitags Fisch zu essen. Im Allgemeinen wurde hier nach Magdeburger Art gekocht. Das heißt wochentags gab es Eintopf, mit Kartoffeln, Fleisch und Gewürzen. Samstags kochte man Kartoffelsuppe. Selbst die ärmeren Familien verzichteten nicht auf den Sonntagsbraten. In Notzeiten sah der Speiseplan anders aus, Milch- oder Mehlsuppe, Kartoffel- und Hering mussten genügen. Da es in der Region um Magdeburg viel Gemüse, Kohl, Kräuter und Gewürze gab, waren Kohlgerichte sehr beliebt. Als Brotaufstrich wurde Schweineschmalz verwendet und der Belag war aus selbst hergestelltem Ziegenkäse. Dies sind nur wenige Beispiele und diese zeigen, dass man nicht von einer typischen Königsauer Küche sprechen kann.