Harz- und Vorharzgebiet gehörten zu den Gebieten Deutschlands, die mit
am meisten zersplittert waren. Größere Landgebiete waren das Herzogtum
Braunschweig und das Bistum Halberstadt. Im Harz- und Vorharz regierten
die Grafen von Wernigerode, Regenstein, Ballenstedt und Mansfeld. Dazu
kam ein über das gesamte Gebiet verstreuter Besitz von Dörfern und
Höfen, die entweder den Adligen oder der Kirche gehörten. Im Gebiet des
Harzes und des Vorharzes gab es im Mittelalter um 1525 rund 100 Klöster.
Allein im Bistum Halberstadt existierten 17 Klöster. Die Bauern machten
85% der Bevölkerung aus und auf ihnen lag die Hauptlast der
spätmittelalterlichen Gesellschaft. Auf ihre Kosten lebten alle, hoher
und niederer Adel, Geistliche und Bürger. Trotzdem wurden gerade die
Bauern oft brutal und schlecht behandelt und konnten sich nicht dagegen
wehren. Gegen festgesetzte Abgaben und Dienstleistungen an den Adel und
die Kirche durften die Bauern ihre Höfe weitervererben. Auch in den
Jahren schlechter Ernte oder Missernte mussten die Abgaben gebracht
werden. Das führte zu einer Verschuldung vieler Bauern. Es gab viele
verschiedene Steuern, die die Bauern zahlen mussten. Die wichtigsten
waren:
- Zehnt- das heißt, dass 10 % der Ernte an die Kirche abgegeben werden
mussten.
- Besthaupt- bedeutet, dass das Beste Stück Vieh an den Leibherren
abgegeben werden musste.
- Mönchsbettel bedeutet, dass sich fast täglich zur Mittagszeit ein
Mönch bei den Bauern einfand, der kostenlos mitgegessen hat.
- Ziese war eine Steuer für das Bierbrauen zu Hause.
- Rauchhuhn war die Ablieferung von Hühnern oder Gänsen an Neujahr.
- Fräuleinsteuer – eine Leistung, die bei Heirat der Tochter zu bezahlen
war.
Die Bauern mussten auch für ihre Herrn arbeiten. Dem war es egal, ob der
Acker bestellt werden musste, oder ob die Ernte vor der Tür stand. Gegen
diese willkürlich auferlegten und immer wieder neuen Lasten war der
Bauer wehrlos. Dadurch verließen viele Bauern ihre Höfe und ganze
Siedlungen standen leer. Die Kirche versuchte noch mehr Geld
aufzutreiben, denn das vorhandene reichte weder für die vielen
Geistlichen, noch zur Instandhaltung der Kirchen. Nach dem Gottesdienst
wurde Geld eingesammelt, die so genannte Kollekte. Die Kirche übernahm
auch in vielen Fällen das ganze Vermögen von Sterbenden. Das Verhältnis
der christlichen Gebote stimmte nicht mit dem wirklichen Leben in der
Kirche und der Geistlichen überein und viele Menschen wandten sich
deshalb von der Kirche ab. Die Erfindung des Buchdrucks in dieser Zeit
brachte manches „fliegende Blatt“ in Umlauf. Umherziehende Prediger und
Redner schürten das Feuer immer mehr. Da trat Martin Luther mit seinen
Reden „Über die Freiheit eines Christenmenschen“ an die Öffentlichkeit.
Die gepeinigten Bauern aber auch Angehörige des Adels, legten diese
Schriften mit ihren Gedanken aus und glaubten im Sinne der Heiligen
Schrift zu handeln. 1525 waren Luthers Lehren in weiten Gebieten unseres
Territoriums bekannt. Als Thomas Müntzer 1519 in Jüterbog predigte,
wurde er von seinen Gegnern als „Lutheraner“ bezeichnet.