Um ca. 500 n. Chr.
Ermsleben wird von den Angeln und Warnen gegründet.
Um ca. 800 n. Chr.
erfolgt die Einführung des Christentums zur Zeit Karl des Großen,
Ermsleben gehört seitdem zum Bistum Halberstadt.
1045
erste urkundliche Erwähnung des Ortes als "Anegrimeslebo".
1076
ermordet Egino von Conradsburg aus politischen Gründen Graf Adelbert v.
Ballenstedt.
Um 1122
entsteht die Burg Falkenstein bei Meisdorf; als Sühne für die Mordtat
des Konradsburgers wird die Konradsburg in ein Benediktiner - Kloster
umgewandelt.
Ab 1215
ist Ermsleben der Hauptort der Grafschaft Falkenstein. Damit hat der
Graf von Falkenstein die Herrschaft auch über Ermsleben. Bei einer
Teilung erhält Hoyer von Falkenstein den nördlichen Teil des Besitzes
mit Ermsleben und lässt das Schloss (Domäne) erbauen.
1451
entsteht unter Bischof Burchardius die erste eigene Pfarrstelle in
Ermsleben. Der Pfarrer ist Heinricus Maibaum.
1525
überfallen im Bauernkrieg die Bauern die Konradsburg und plündern sie
aus. Sie zünden sie an und zerstören alles, auch die herrliche Kirche,
und vertreiben die Mönche. Im gleichen Jahr fällt auch die Kirche von
Ermsleben den Flammen zum Opfer.
1530
erhält, am 1. September, Ermsleben das Marktrecht von Kaiser Karl V. und
die Bewilligung, den St. Gallus - und den Weihnachtsmarkt abzuhalten.
Zu Luthers Zeiten besitzt Christoph Türk, Kanzler des Kardinals
Albrecht, das Schloss (Domäne) und die Konradsburg. Türk versucht auch,
Ermsleben an sich zu bringen, aber die Bürger beschweren sich darüber
beim bischöflichen Rat, so dass der Kardinal das Schloss und die
Konradsburg von ihm zurückfordert.
1535
erhält Ermsleben mit Johann Senger den ersten evangelischen Prediger.
1553
wird die Stadt durch Friedrich Markgraf zu Brandenburg geplündert.
1564
wird der erst 2 Jahre alte Herzog Heinrich Julius von Braunschweig als Administrator gewählt. Bis zu seinem 14. Jahr regiert das Domkapitel.
1578
wird er selbständig und ist "hauptman uff Ermsleben"
1565
wird das Hospital in das neue Haus am Gottesacker (Friedhof) verlegt.
Im gleichen Jahr wird durch einen Schustergesellen, der auf Wanderschaft ist, die Pest eingeschleppt. Bis zum Herbst desselben Jahres sterben 550 Menschen.
1567
kommen die Ämter Ermsleben und Konradsburg in Erbpacht an die Herren von Hoym.
1570
werden 7 Frauen als Hexen verbrannt und auf dem Richtfeld
verscharrt.
1591
wird eine Frau als Hexe mit Zangen zerrissen.
1609
wird in Ermsleben das erste Bier " Broyhan " von Nicolaus Elrich
gebraut.1612 braut man auch Bier in Aschersleben.
1618
bricht der 30-jährige Krieg aus. Er bringt für Ermsleben und
Umgebung große Verwüstung, Not und Tod. An der Pest sterben im
gleichen Jahr 800 Personen. Selbst der Pfarrer wird dahingerafft. –
Ermsleben ist fast ausgestorben.
1665
werden beide Kirchtürme durch Blitzschlag zerstört.
Bis 1668
sind alle besitzenden Bürger zur Abgabe des Zehnt verpflichtet (10.
Teil der Ernte), ausgenommen sind die Freihöfe.
1674
wird die Akzise, eine Abgabe, die am Stadttor zu entrichten ist ,
eingeführt.
1685
werden gepachtete Wasserrohre aus Erlenholz bis ins Brauhaus
(Scheune Gottweiß) verlegt. Erst im Jahre 1856 erfolgt endlich die
Verlegung von Tonrohren. Die Wasserleitung hat eine Länge von 2520 m
und liefert bei einem Durchmesser von 2 ½ Zoll in 24 Stunden eine
Wassermenge von 46.800 Liter.
1704
erfolgt die Gründung der Schützenkompanie.
1712
gründet der König durch Zusammenlegung von Amt Konradsburg und
Schloss Ermsleben die Domäne Ermsleben, die auch die Gerichtsbarkeit
inne hat.
1717
im März vernichtet ein großer Brand 134 Wohnhäuser und das Rathaus.
Der Brand beginnt in der Konradsburger Straße, geht die Siederstraße
entlang bis zum Ascherslebener Tor (Selle) und geht über die
Stadtmauer ins Niederdorf über, dann die Lange Straße weiter bis zum
Brauhaus. Die Westseite des Marktes bleibt erhalten.
Im gleichen Jahr bestätigt König Friedrich I. die Ermslebener
Leineweber - Innung.
1719
am 02.04. wird der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim geboren. Er
ist das 7. Kind des Obersteuereinnehmers Gleim. An der Universität
Halle studiert er Jura. Er schreibt reimlose, anakreontische
Gedichte, Fabeln und Kriegslieder. Sein Haus in Halberstadt wird für
Jahrzehnte der Sammelplatz zahlreicher zeitgenössischer Dichter wie
Bürger, Klopstock, Herder und vieler anderer, denen „Vater Gleim"
hilfreich zur Seite steht. 1803 stirbt der Dichter in Halberstadt.
1722
wird Ermsleben Garnisonsstadt. Es liegt hier eine Schwadron des
Ascherslebener Reiterregiments.
1729
erhält die Kirche St. Sixtus einen neuen Kirchturm.
1732
ziehen 700 Salzburger Frauen und Kinder, wegen ihres evangelischen
Glaubens vertrieben, durch den Ort.
1740
bis 1788 ist die Zeit von König Friedrich II.
1744
gründet Friedrich II. Neu - Platendorf und führt in Ermsleben
Pflanzungen von Maulbeerbäumen zur Seidenraupenzucht durch.
1748
wird Friedrich der Große Schützenkönig von Ermsleben. Als Dank
schenkt er der Schützen-Corporation einen silbernen Becher und
später ein Ölgemälde.
1757
wird eine Giebelsteuer für größere Häuser eingeführt.
1758
führt der König eine Kriegssteuer ein.
1761
wird eine Flanellweberei eröffnet. Bis zum Jahr 1800 gibt es 34
Leineweber und Drellmacher.
1763
müssen alle Bürger, die das Bürgerrecht beantragen, einen Ledereimer
zur eventuellen Brandbekämpfung vorweisen.
1765
wird ein Grabmal für den Obersteuereinnehmer Gleim von den letzten
lebenden Söhnen errichtet und eine Erinnerungsschrift im Torbogen im
Gleim - Haus in der Siederstraße angebracht.
1773
bis 1777 wird nach 20 Jahren Ruinendasein das Rathaus neu erbaut.
1781
wird im Rathaus ein Schankraum eingerichtet.
1798
hat Ermsleben 1487 Einwohner und 46 Militärpersonen mit Familien. Im
gleichen Jahr verkonsumieren die Bürger 1473 Tonnen Bier und 1680
Quart Branntwein. (1 Quart = 0,55 hl = rund 115 Liter)
1805
wird durch den Bau eines Kanals im Ort die Selke reguliert.
1807
lässt sich ein Arzt – ein "Chirurgus" in Ermsleben nieder.
Im gleichen Jahr kommt mit dem Friedensvertrag von Tilsit Ermsleben zum Königreich Westfalen, dem es bis 1813 angehört.
1808
werden die Vorstädte Weberstraße, Unterdorf und Neustadt eingemeindet.
Bis 1810
hat Ermsleben kein Postamt. Die zuständige Poststelle ist in Harkerode.
Im gleichen Jahr, im September, vernichtet eine große Feuersbrunst 6 Häuser. Der Wind begünstigt die Ausbreitung des Feuers. Aber auch andere Umstände tragen dazu bei, dass der Brand nicht gelöscht werden kann. Das ist zum einen der Wassermangel, in der Innenstadt gibt es nur 3 Windebrunnen und 3 Anschlüsse an die Wasserleitung, außerdem ist nur eine Spritze vorhanden. Obwohl die Feuerordnung befiehlt, dass jeder Hausbesitzer nachts 2 Eimer Wasser im Haus haben muss, richtet sich keiner danach.
1812
siedeln sich die ersten jüdischen Familien an. Sie betreiben eine
Manufaktur, sowie Getreide- und Wollhandel.
1813
liegt im Ort eine französische Eskadron. Die Bürger der Stadt müssen
für Mann und Pferd sorgen. Die Eskadron wird im Oktober in der
Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen.
Im gleichen Jahr müssen aus dem Archiv der Stadt sämtliche Akten und
Dokumente auf Befehl der Regierung an die Präfektur Halberstadt
gegeben werden. Diese verkauft sie merkwürdigerweise an den
Meistbietenden. Bei Nachforschungen 1835 werden den Regierungen
Magdeburg und Merseburg mitgeteilt, dass keine Unterlagen vorhanden
sind.
1814
wird Wilhelm Gottlieb Hanckel geboren. Sein Vater ist an der
hiesigen Schule Lehrer und Kantor. W.G. Hanckel ist als Lehrer an
den Frankeschen Stiftungen in Halle und als Professor der Physik an
der Universität in Leipzig tätig. Er stirbt am 17.02.1899 in
Leipzig.
1815
nach dem Wiener Kongress wird die Provinz Sachsen gegründet.
Ermsleben kommt zum Mansfelder Gebirgskreis.
1816
stirbt Bürgermeister Böttger, der für Ermsleben viel getan hatte und
sehr beliebt war.
1818
bekommt der Kirchturm seine jetzige Spitze mit der Wetterfahne
1822
werden zwei Knaben beim Freischießen gefährlich verletzt. Daraufhin
wird der Schützenplatz verlegt. Im gleichen Jahr wird die
Wasserleitung privatisiert.
1826
wird Rudolph Keferstein in der Papiermühle in Sinsleben geboren. Er
erfindet mit Alexander Mitscherlich, einem Chemieprofessor aus
Berlin, das erste Buntpapier. Die Erfindung wird erstmals in der
Papierfabrik in Sinsleben vorgestellt, und geht um die ganze Welt.
Keferstein wird am 12.06.1906 auf dem Friedhof in Sinsleben
beigesetzt.
Im gleichen Jahr werden die 3 Stadttore abgerissen und aus ihren
Steinen der Kanal vom Markt bis zur Selke gebaut. Das Wappen aus dem
Konradsburger Tor ist noch heute über dem Eingang (Torbogen) der
Burg "Falkenstein" zu sehen.
1832
brechen in Ermsleben die Menschenpocken aus. Es werden schwarze
Tafeln an den Häusern angebracht mit der Aufschrift: „Hier sind die
Menschenpocken".
1840
am 2. Oktober wird der Turmkopf vom Rathaus abgenommen. Die Urkunden
darin bestätigen, dass Ermsleben 2300 Seelen hat.
1842
wird die Chaussee von Güsten nach Ballenstedt erneuert. Die
regelmäßige Landpost wird eingerichtet. Im selben Jahr wird durch
Abbruch der Stadtmauer die Bahnhofstraße angelegt sowie die Brücke
über die Selke gebaut.
1845
wird am 18.Mai die Gründungsurkunde der Gesangsvereine "Harmonie"
und "Liedertafel" unterschrieben.
1846
wird eine Schule in der Siederstraße gebaut.
1847
wird von der Schützenkompanie der Schützenplatz für den Bau einer
Zuckerfabrik vom Domänenpächter Oberamtmann Rabe für 500 Reichstaler
abgekauft. Ein neuer Schützenplatz wird an der Meisdorfer Straße
angelegt. Bis 1847 befindet sich die Poststation der Reiterpost
Leipzig – Hamburg auf dem Markt.
1848
im Revolutionsjahr wird die Bürgerwehr gegründet, der jeder gesunde
Einwohner von 16 – 60 Jahre beitreten muss. Die Waffen sind
Pirschflinten und Spieße. Die Führer tragen Degen und Säbel. Man
einigt sich auf eine Uniform. Es gibt 4 Kompanien von 130, 131, 93
und 83 Mann. Oberst und Kommandeur ist Bürgermeister Sombart.
1849
bekommt Ermsleben ein eigenes Gericht, zu dem die Orte Sinsleben,
Meisdorf, Pansfelde, Wieserode, Molmerswende, Dankerode und
Degenershausen gehören. Im gleichen Jahr wird über die Furt am
Wassertor die Selkebrücke gebaut.
1850
wird das Schulgeld aufgehoben.
1852
wird die 2. Zuckerfabrik im Maßschen Garten (Mühlenstraße) vom
Bürgermeister Sombart gebaut. Sie gehört später zum Rittergut.
1859
Gründung der Gesellschaft "Concordia".
Es gibt 46 Leinweber und 3 Tuchmacher im Ort.
1863
wird der 1. Hausanschluss der Wasserleitung gelegt.
Am 19. Januar wird der Sohn des Bürgermeisters Sombart, Werner
Sombart (der später als Professor an der Handelsschule in Breslau
und an der Universität Berlin bedeutendes leistet) geboren.
1864
erhalten die städtischen Windebrunnen hölzerne Pumpenrohre.
1867
Gründung des Kriegervereins.
1868
wird am 1. Oktober die Eisenbahnlinie Frose – Ballenstedt/Stadt
(Ost) eröffnet.
1870
zerberstet die große Kirchenglocke. Gründung der Freiwilligen
Feuerwehr.
1871
bis 1872 nehmen die Bürger am Krieg gegen Frankreich teil. Zu Ehren
der gefallenen Soldaten stiftet der Bürgermeister Sombart das
Kriegerdenkmal im Resenberg.
1872
Bau einer Malzfabrik in der Langen Straße (Krelle).
1876
schlägt der Blitz in den Schornstein der Papierfabrik ein. Das
Ergebnis nimmt man 1882 zum Anlass, einen Blitzableiter an den
Kirchturm (St. Sixtus) anzubringen. Dabei werden die Dokumente aus
dem Turmkopf entnommen und ausgewertet.
1877
wird die Stadtsparkasse Ermsleben eröffnet. Aus den Gewinnen werden
Verschönerungen im Ort vorgenommen, die Bahnhofstraße zum Teil
gepflastert, Gehwege angelegt und die Mauer am Harteberg gebaut.
1879
wird das Rathaus umgebaut, der bis dahin bestehende Tanzsaal geht
dabei verloren.
1880
erfolgt eine Erarbeitung einer Polizei - und Feuerordnung.
1893
beginnen Straßenpflasterungen über mehrere Jahre hin. 1901 werden
die Weberstraße und die Halberstädter Straße, 1908 die Konradsburger
Straße und 1910 das Wassertor gepflastert. Die Chausseen nach
Aschersleben und Welbsleben werden 1903 fertig gestellt. Der Markt
wird 1907 kanalisiert, gepflastert und der Marktbrunnen abgebaut.
1894
wird eine Kleinkinderbewahranstalt gegründet und eine
Gemeindeschwester angestellt.
Es wird ein Eichamt eingerichtet
1895
wird das Postamt in der Bahnhofstraße durch Meister Hadrian erbaut.
1900
übernimmt die Stadt die Erbrechtsche Gruft als Leichenhalle.
1903
wird ein Arbeiterbildungsverein gegründet. Es gibt eine
Leihbibliothek, es werden Gesang, Turnen und Vorträge geboten.
1904
stiftet der König zum 200-jährigen Schützenjubiläum eine neue Fahne.
1905
erfolgt eine Volkszählung. Ermsleben hat 2935 Einwohner.
1906
wird die Gasanstalt gebaut.
1908
ist die Brücke über die Selle in der Ascherslebener Straße fertig.
1912
wird am 23. November das Zeppelin – Luftschiff "Hansa" über
Ermsleben gesehen.
1914
bricht der I. Weltkrieg aus. 124 Männer aus Ermsleben verlieren ihr
Leben, 4 sterben an den Folgen der Kriegsverletzungen. In Sinsleben
sterben 14 Männer im Krieg. Zu Ehren der Opfer werden in Ermsleben
an der Post und in Sinsleben am Harteberg Kriegerdenkmale errichtet.
1918
verliert Deutschland den Krieg, die Nachkriegszeit bringt viel Not
und Elend. Im Fleischversorgungsbezirk Ermsleben werden in der Woche
100 Gramm Fleisch oder Wurst ausgegeben. Kinder unter 6 Jahren
erhalten die Hälfte.
1919
wird der Schrebergartenverein "Lehmbreite" auf Anregung von Lehrer
Linsert gegründet. Der Acker wird von Amtmann Rabe zur Verfügung
gestellt. Bedürftige Bürger können einen Garten übernehmen, um die
schlimmste Not zu lindern.
1920
nehmen Arbeiter aus Ermsleben am Kapp – Putsch teil. Sie fahren mit
Gewehren und Handgranaten ausgerüstet nach Quedlinburg. Der Aufstand
wird niedergeschlagen. Auf dem Markt zieht die Reichswehr auf.
Besitzer von Waffen werden aufgefordert, diese abzugeben.
1923
in der Inflation kostet 1 Pfund Brot 260 Milliarden Mark, 1 Pfund
Fleisch 3200 Milliarden Mark, 1 Pfund Butter 6000 Mrd. Mark, 1 Glas
Bier 150 Mrd., 1 Pfund Kaffee 5 Bill. Mark.
1924
nach der Stabilisierung kostet 1 Pfund Brot 22 Pfg., 1 Pfund Fleisch
1,10 Mark, 1 Pfund Butter 2,20 Mark, 1 Glas Bier 24 Pfg., 1 Pfund
Kaffee 4 Mark.
1928
wird wieder die seit 1518 verbriefte „Conradsburger Armenspende“ in
Form einer Geldspende oder Naturalien abgegeben, sie war von 1922 –
1927 in Vergessenheit geraten.
1931
bekommen 7 Gaststätten eine Schankerlaubnis.
Da es viele Arbeitslose gibt, werden Schrebergärten an Erwerbslose
vergeben.
1933
wird zum ersten Mal auf dem Rathaus die Hakenkreuzfahne gehisst. Die
Arbeitslosigkeit geht rapide zurück.
1936
sind bei der Stadtverwaltung 3 Beamte, 3 Angestellte und 3
Polizisten beschäftigt. Es finden die ersten Manöver in der Umgebung
statt. Im Haushaltsbuch wird Ermsleben als Stadtgemeinde und
Sinsleben als Bauerngemeinde bezeichnet.
1937
kommt es zur Maikäferplage. Es werden fast 10 Zentner Maikäfer bei
den Annahmestellen abgeliefert, bei einer Fangprämie von 8 Pfennig
pro Kilogramm.
1938
wird Sinsleben am 1. Oktober eingemeindet. Alle Häuser in Ermsleben
und Sinsleben werden nach Straßennamen nummeriert. Am 9. November
kommt es auch in unserer Stadt zu faschistischen Ausschreitungen.
Alt - ansässige Juden werden von SA - Leuten an den Haaren aus ihren
Häusern gezogen, ihre Geschäfte geplündert und die Einrichtung
zerschlagen.
1939
wird die Wasserleitung in den Ortsteil Sinsleben gelegt. Die ersten
Männer werden einberufen. Vom neuen Wirtschaftsamt werden
Bezugsscheine für Textil- und Schuhwaren ausgegeben. Die ersten
Flüchtlinge aus dem Saargebiet treffen ein.
1940
wird am Ostende der städtischen Kiesgrube ein Skelettgrab
freigelegt. Es enthält eine unbeschädigte Kugelflasche und zwei
kleine Gefäße.
Durch die Ausgabe von Lebensmittelkarten ab 1940 werden diese
rationiert.
1941
stirbt am 14. Mai Professor Dr. Werner Sombart, Ehrenbürger der
Stadt.
1944
überlässt Frau Amtsrat Rabe die so genannte "Lehmgrube auf dem
Ackerplan" am Meisdorfer Feld (3 ½ Morgen) der Stadt zur Nutzung als
Sportplatz.
Im Januar werden alle über 18jährige Frauen aufgerufen an einer
Grundausbildung als Rote Kreuz Helferin teilzunehmen. Es gibt
täglich Fliegeralarm. In die Distelgasse fällt 1 Bombe.
1945
kommen Anfang April flüchtende deutsche Soldaten und Offiziere zu
Fuß durch den Ort. Sie hatten ihre Waffen weggeworfen. Ein großer
Materialzug, der auf dem Bahnhof steht, wird geplündert. Die Kinder
spielen mit Feldtelegraphenapparaten in den Straßen.
Am 18. April vormittags rücken aus Richtung Westen amerikanische
Panzer an. Sie nehmen an der Windmühle in Endorf Aufstellung und
schießen auf Ermsleben. Gleichzeitig schießen Tiefflieger mit ihren
Bordwaffen auf die Stadt. Unsere Stadt brennt an 17 Stellen. Die
Feuerwehr kann nicht alle Brände gleichzeitig löschen. Frau Anna
Wittkopf stiftet ein weißes Bettlaken, dass aus dem Eulenloch des
Kirchturm gehängt wird. Auf dem Rathausturm befestigen Ernst
Hoffmann und Otto Dannroth auch ein weißes Tuch. Die Stadt hat sich
ergeben! -- Sofort hört der Beschuss auf
Am Nachmittag rücken die Amerikaner mit vielen Panzern in die Stadt
ein. Alle Ausgangsstraßen sind besetzt. Von April bis Juni ist
Ermsleben von den Amerikanern besetzt. Dann ziehen sie ab und am 2.
Juli kommen die Russen mit ihren Panjewagen.
Es wird eine Bodenreform durchgeführt (Junkerland in Bauernhand).
Jeder verfügbare Wohnraum wird mit Flüchtlingen, die im Osten ihre
Heimat verloren hatten, belegt.
1946
kommen die ersten Kriegsgefangenen aus den Lagern zurück. Viele
kommen erst nach Jahren zurück oder bleiben verschollen.
Um die zusammengebrochene Versorgung zu verbessern werden
Tauschzentralen eingerichtet. Der Schwarzhandel blüht. (1 Ztr.
Weizen 1000,- RM, 1 Brot 60 - 80,- RM) Täglich kommt es zu Gas- und
Stromsperren.
In der Grundschule werden 690 Schüler in den Klassen 1 - 8 von 11
Lehren unterrichtet. Es gibt im Ort 3 Ärzte, 2 Hebammen, 1 Apotheke,
1 Desinfektor und 1 Tierarzt. Die Einwohnerzahl steigt von 3415 im
Jahre 1939 auf 4744. Am 21./22. April findet auch hier die
Vereinigung von KPD und SPD zur SED statt. Es kommt am 8. Oktober zu
ersten Wahl. Die LPD gewinnt und stellt mit Herrn Kramer den ersten
Bürgermeister.
1947
beginnt im Mansfelder Landkreis, dem Ermsleben angehört, die
Entnazifizierung. Unsere Straßen werden umbenannt u. a. mit Namen
antifaschistischer Kämpfer, z. B. Markt in Leninplatz,
Ascherslebener Straße in Karl Marx Straße.
1948
werden im August Volkskontroll-Gruppen gegen den Schwarzhandel
gebildet. Kohlen gibt es nur auf Kohlenkarte (pro Jahr und Haushalt
5 ½ Zentner Brikett)
1949
nach dem 7. Oktober eröffnet das erste HO-Geschäft. (500 g Mehl 10
Mark, 500 g Margarine 55 Mark, 1 Stück Seife 10 Mark bei einem
Durchschnittsverdienst von 320,- bis 400,- Mark. Im gleichen Jahr
wird die MAS (Maschinenausleihstation) für die Neubauern gegründet.
Im Ort gibt es 215 Neubauern, davon 98 Umsiedler.
1950
wird der Kreisausschuss der nationalen Front gebildet. FDJler aus
Ermsleben nehmen in Berlin am I. Deutschlandtreffen teil.
Ein neuer Brunnen wird zur Wasserversorgung der Stadt gebaut. Der
Ortsteil Sinsleben wird an das Wassernetz angeschlossen.
1951
gibt es in der Stadt 19 Betriebe. Der Stadtpark, der früher zur
Domäne gehörte, wird umgestaltet. Die erste Neubauernsiedlung wird
gebaut. Insgesamt werden 60 Neubauernhöfe gebaut. Es gibt 9 Parteien
und Massenorganisationen im Ort.
1952
gibt es in Ermsleben 17 Betriebe. Die Gaststätten haben 17
Übernachtungsmöglichkeiten. In freiwilligen Arbeitseinsätzen wird
die Badeanstalt ausgebessert, sowie der Bau des Landambulatoriums
begonnen. Die Bäckergasse wird mit Hilfe der Anlieger u. a. mit
Mansfelder Schlackensteinen gepflastert. Im Juni wird die
"Friedensbrücke", eine Fußgängerbrücke über die Selke zur
Bahnhofstraße fertig. Am 11. August wird die LPG "Phillipp Müller"
mit 6 Mitgliedern gegründet. Bis Jahresende sind es 37 Bauern.
Im Juni wird Ermsleben dem Kreis Aschersleben angegliedert. (vorher
Kreis Quedlinburg) Die Provinz Sachsen wird in Bezirke aufgeteilt.
Wir kommen zum Bezirk Halle.
1953
wird das Landambulatorium seiner Bestimmung übergeben.
Im gleichen Jahr gibt es umfangreiche Preissenkungen. (500 g Mehl
1,80 Mark) Von dem ersten Aufstand gegen die DDR-Regierung spürt man
im Ort nichts.
1954
werden Ferienspiele für Schüler durchgeführt. Die Teilnahmegebühr
beträgt 1 Mark.
1955
begeht Ermsleben vom 17. - 19. Juni mit einem historischen Festumzug
sein 425 -jähriges Stadtjubiläum. Es wird ein großes Ereignis, das
mit einem Feuerwerk am Burgberg gekrönt wird. Im gleichen Jahr
erhalten erstmals Jugendliche direkt in Ermsleben die Jugendweihe.
1956
ist ein strenger, schneereicher Winter. Die Temperaturen sinken auf
minus 30 Grad.
1957
wird die Bahnhofstraße neu gestaltet. Der Straßenverlauf geht nun
durch das Grundstück des abgebrannten Vitzenhagenschen Hof, und die
engen Kurven an der Domäne und dem Haus der Jugend (jetzt
Kindergarten) verschwinden damit. Die Jahreszahl ist eingelegt.
1958
wird die Grundschule in eine 10-klassige Polytechnische Oberschule
umgestaltet.
1960
am 9. April ist Ermsleben ein vollgenossenschaftlicher Ort. Aus
diesem Grund gibt es auf dem Lenin - Platz (Markt) eine Kundgebung.
1961
erfolgte der Bau der Mauer. Bis zu diesem Jahr verließen auch viele
Einwohner die Stadt.
1965
wird am 1. Oktober der gesamte Burggrund eingemeindet. Der Burggrund
ist durch die Selke geteilt. Auf der Neuplatendorfer Seite (Krs.
Hettstedt) wohnten 11 Erwachsene und 2 schulpflichtige Kinder. Auf
der Ermslebener Seite wohnten 14 Erwachsene, 7 Schulpflichtige sowie
4 Kleinkinder. Lachmanns Gaststätte "Zur Konradsburg" ist ein
beliebtes Ausflugsziel. Die Turnhalle wird neu instand gesetzt und
renoviert.
1966
wird das Naherholungszentrum Konradsburg geplant. Es werden
Blumenbeete angelegt, Bäume gepflanzt, eine Freitanzfläche gebaut,
der Burgteich gesäubert (Schwanenhäuschen).
1968
entsteht aus den Baubrigaden der LPG Ermsleben, Meisdorf, Radisleben,
Hoym und Frose ein Baubetrieb, die ZBO (Zwischenbetriebliche
Bauorganisation). Das Naherholungszentrum unter der Burg wird fertig
gestellt.
1969
brennt die Wäscherei in der Weberstraße ab. Im gleichen Jahr wird
die Gedenktafel für den Dichter J. W. L. Gleim in der Siederstraße
angebracht.
1970
gibt es Ende April starke Schneefälle. Im Juni toben schwere
Gewitterstürme.
Am 21. Oktober wird der Grundstein für die neue Schule in der
Konradsburger Straße gelegt. Sie wird nach 25-monatiger Bauzeit der
Bestimmung übergeben.
1971
nehmen 54 Mädchen und Jungen an der Jugendweihe teil.
1973
läuft ein Wettbewerb um die Erhöhung des Gaststättenniveaus. Einen
vorderen Platz im Kreismaßstab belegt die Gaststätte "Zur
Konradsburg" im Burggrund.
1975
wird die Kinderkrippe durch einen Anbau erweitert. Die Einwohnerzahl
von Ermsleben beträgt 3800.
1980
hat die Kinderkrippe 65 Plätze.
1981
wird die Turnhalle der POS fertig gestellt. Der Kindergarten wird rekonstruiert.
1982
beginnt der Ausbau der alten Schule in der Siederstraße.
1983
wird das "Haus der Kultur" zum geistig kulturellen Zentrum des Ortes. Die Bibliothek verfügt in 5 Räumen über 10.000 Bücher.
1986
ist das Bauende von 11 neuen Eigenheimen.
1987
baut die BHG eine große Lagerhalle am Güterbahnhof. Darin ist auch eine Verkaufsstelle untergebracht.
1988
wird durch Abriss der großen Scheune im ehemaligen Rittergut Platz für den Bau einer Kaufhalle (Konsum), für ein Heizhaus und für einen Parkplatz geschaffen.
1989
beginnt ab September eine Fluchtwelle von DDR-Bürgern. Dem Ruf "Wir sind das Volk!" folgt im November die Grenzöffnung zur Bundesrepublik.
1990
sind am 6. Mai Kommunalwahlen. Am 1. Juli tritt die Währungsunion
zwischen der BRD und der DDR in Kraft. Am 3. Oktober wird ein
gesamtdeutscher Staat proklamiert.
Eine Partnerschaft zwischen der Gemeinde Lutter am Barenberg und
Ermsleben wird mit dem Pflanzen einer Eiche im Burggrund, nach einer
Festveranstaltung, am 3. Oktober beschlossen.
1991
wird im August die Raiffeisenbank - Filiale in der Siederstraße
eröffnet. Anlässlich des Bestehens der Partnerschaft Lutter -
Ermsleben findet ein Fest unter der Konradsburg statt. Im September
beginnt die Restaurierung des Gleimhauses in der Siederstraße.
1992
übernimmt am 1. Januar Klaus Wycisk die Amtsgeschäfte als
Bürgermeister. Im April werden 13 neu erbaute Sozialwohnungen den
Mietern übergeben. Das Postamt wird nach erfolgter Renovierung
wieder eröffnet. Im Juni feiert unsere Stadt das Heimatfest. Im
August wird der Falkensteiner Weg gepflastert und bekommt eine
Ampelanlage. Im Dezember beschließen die Bürgermeister von
Ermsleben, Reinstedt, Meisdorf, Wieserode, Endorf, Neuplatendorf und
Pansfelde die "Verwaltungsgemeinschaft Falkenstein" mit Sitz in
Ermsleben.
1993
jährt sich zum 125. Mal das Bestehen der Bahnlinie Frose -
Ballenstedt. Der Grauwacke - Abbau im Friedrichshohenberg, der das
Naturschutzgebiet zerstören würde, wird einstweilig (für 3 Jahre)
gestoppt. Im Mai beginnt der Umbau des Rathauses. Das Heimat - und
Schützenfest vom 18. - 20. Juni ist ein Höhepunkt. Am 8. Oktober
wird ein Hochbehälter für Trinkwasser (3,64 Mill. DM) übergeben.
Täglich werden 350 m³ verbraucht.
1994
beginnt das Jahr mit Hochwasser. Die Selke tritt über die Ufer und
manche Feier zum Jahreswechsel fällt buchstäblich ins Wasser. Im
März steigt die Selke wieder an. Am 13. April kommt es durch heftige
Regenfälle zum "Jahrhundert - Hochwasser". Man kann sagen, Ermsleben
steht unter Wasser. Der materielle und ideelle Schaden steigt ins
unermessliche. Ein Gewerbegebiet wird auf dem ehemaligen LPG -
Gelände an der Welbslebener Str. erschlossen. Das Rathaus wird nach
erfolgtem Umbau neu bezogen.