Das Kloster Marienstuhl wurde am 14. März 1259 vom Graf Otto von Hadmersleben und seiner Gemahlin Jutta gegründet. In der Stiftungsurkunde ist angegeben, dass die Nonnen, die im Kloster lebten, Gott zu dienen hatten. Dieses war die Lebensaufgabe der Christen. Doch wurde dieser Dienst in den Klostermauern meist zu einseitig gesehen. Die natürlich- menschlichen Pflichten gegen den Rest der Welt wurden vernachlässigt. Doch fanden die Marienstuhler Nonnen außer ihren kirchlichen Arbeiten noch Zeit für die Weberei und der Kunststickerei. Der Unterricht der Mädchen bestand unter anderem aus Handarbeit und Religion. Natürlich wurde auch gebetet. Drei Gebete pro Tag mussten sie absolvieren. Die Frühmesse fand um 3.00 Uhr morgens statt, um 6.00 Uhr war die Spätmesse. Um Mitternacht fand dann die Bigilie Messe statt. In ihrem großen Schlafsaal mussten die Nonnen mit Sachen ins Bett, damit sie sofort zur Mitternachtsmesse erscheinen konnten. Die Äbtissin Mechthild war eine Schwester der Gräfin Jutta. Die Ordensregel schreibt die Andacht, das Gebet und auch die Gartenarbeit vor. Deshalb wurde im Kloster auch Landwirtschaft betrieben. Auch gab es eine Heilkräuterzucht, eine Apotheke, eine Stickerei für die Messgewänder, eine Bäckerei, eine Malerei und eine Brauerei. Neben dem Kloster war auch ein Hospital. Im Gertraudenhospital wurden 20 Frauen von den Ordensschwestern betreut. Für die Armen der Stadt wurden Mahlzeiten verteilt. Das Kloster bekam viele Stiftungen, wodurch sie wirtschaftlich unabhängig wurden. Die Ordensschwestern arbeiteten auf dem Feld und pflanzten Obst- und Gemüsesorten. Auch gehörte eine Schule zum Kloster. Schwester Scholastika leitete die Mädchenschule. Im Jahre 1664 wurden Teile des Klosters durch einen Brand zerstört. Ab 1732 wurde mit dem Neubau begonnen. Diesen Neubau leitete die Äbtissin Katharina Musäus und nach ihr die Äbtissin Anna Margaretha Müller. Zur Erinnerung an die beiden Äbtissinnen sind sie am Hochaltar der Kirche dargestellt.