Im Mittelalter war es vom Kaiser sowie der Könige ein Hoheitsrecht,
Zölle zu Erheben. Nur sie durften Zollstellen errichten und Zölle
erheben lassen. Zoll ist eine Art Gebühr zur Instandhaltung der Gebäude,
Wege und Brücken. Diese hoheitlichen Rechte wurden wiederum an weltliche
und geistliche Landesherren verliehen oder verpfändet. Im Jahre 1443
erwarb der Rat der Stadt Aschersleben die eigene Zollhoheit und die
Ausübung des Marktrechts vom Bischof von Halberstadt. Die Zollhäuser
wurden an drei verschiedenen Stellen der Stadt erhoben. Das war am
Zollberg, Steinbrücke 47 sowie Ratswaage Markt 25. Die Zollstellen
wurden gemeinsam mit einer Schankwirtschaft von der Stadt an die Bürger
verpachtet. Die Zollabgaben wurden im Gasthaus erhoben. Im Jahre 1819
wurden in Preußen alle Kommunal- und Binnenzölle aufgehoben. Die Zölle
mussten jetzt nur noch an den Landesgrenzen entrichtet werden. Der Sitz
des Ascherslebener Hauptzollamtes war zuerst Quedlinburg und ab dem
Jahre 1820 Halberstadt. Dann gab es ein fast 10 jährigen Zollkrieg
zwischen Preußen und Anhalt, eine Blütezeit des Schmuggels. Dies geschah
aus der geographischen Lage und Zersplittertheit des anhaltinischen
Territoriums. Der östliche Landesteil von Preußen wurde völlig
umschlossen und daher für Preußen Zollinland.
Als im Jahre 1828 Anhalt – Dessau als letztes anhaltinisches Gebiet dem
Preußischen Zollverein beitrat, endete der Zollkrieg. Davor waren es im
Jahre 1823 Westanhalt und 1826 Anhalt – Bernburg. Durch die Anbindung
aller angrenzenden Territorien in den Norddeutschen Bund sowie später in
den Deutschen Zollverein war die große Zeit des Ascherslebener Zollamtes
vorbei. Nach Neueinteilung der Hauptzollämter ordnete man Aschersleben
dem Hauptzollamt Nordhausen zu. Im Jahre 1704 fanden im alten Zollhaus
60 bis 70 Pferde Platz. Die Futterkrippen standen vor dem Haus. Im
Hausflur fand man die entsprechenden Haferkisten. Mit der Errichtung
eines kleinen Zollhauses begann man im Jahre 1718. Es wurde südlich
neben dem Feldtor aufgebaut. Seit dieser Zeit erfolgte die Entrichtung
der Zollabgaben in diesem Gebäude. Es ist heute noch ein Pfeilerrest zu
sehen. In der Chronik ist zu lesen, dass im Jahre 1749 größere
Reparaturarbeiten am alten Zollhaus durchgeführt wurden. Zwischen den
Jahren 1756 und 1763 erzielte der Pächter nur geringfügige Einnahmen,
denn es war die Zeit des siebenjährigen Krieges. Im Zollhaus wurde
ständig Militär, zum Teil bis zu 160 Personen, einquartiert. Dafür
erhielt der Pächter keine entsprechende Entlohnung, deshalb bat er Georg
Heinecke um die Vermietung von weiteren 6 Jahren.
Im Jahre 1764 erfolgte durch Zuwanderer aus ganz Deutschland eine
verstärkte Bebauung des Zollberges und Hinter dem Zollstall, der heutige
Hinter dem Zoll. Die Zahl der Einwohner wurde im Jahre 1765 mit 6246
angegeben. Hinter dem Zollhaus bauten sie 1772 ein neuen Stall mit einer
Länge von 36m. Dieser wiederum wurde 1798 abgebrochen. Es wurde das
heutige Gebäude errichtet. Im Erdgeschoss des neuen Hauses waren zwei
Gaststuben untergebracht und in der 1. Etage befanden sich die Kammern.
Unten im Hof bauten sie einen Pferdestall, sowie Kuh- und Schweinestall.
Ein großer Garten wurde auch angelegt. Im Jahre 1819 wurden in Preußen
alle Kommunal und Binnenzölle aufgehoben. Jetzt wurden nur noch die
Landesgrenzen zu Anhalt von Zöllnern bewacht. Am 1.1.1834 wurden in ganz
Deutschland alle Zollstellen aufgehoben. Das Zollhaus Lange Reihe wurde
im selben Jahr, nach 390 Jahren, an den Müllermeister Gottfried Kersten
verkauft. Am alten Zollhaus wurden 1851 zwei Postbriefkästen angebracht,
wobei einer von ihnen für ganz Aschersleben war. Im Jahre 1920 wurde die
Gastwirtschaft im alten Zollhaus nach fast 500 Jahren geschlossen. Die
Maschinenfabrik Billetter und Klunz übernahmen 1925 das Gebäude. Im
Jahre 1939 war die Verbrauchergenossenschaft als Eigentümer eingetragen.
Nach 1945 war die VEB Gebäudewirtschaft in diesem Gebäude untergebracht.