Wenn die Einwohner der Stadt Aschersleben glaubten, nach dem sie dem Kurfürstentum Brandenburg angeschlossen sind, geht es ihnen besser, dann hatten sie sich ganz gewaltig getäuscht. Kaum hatten die letzten Schweden im Oktober 1650 die Stadt Aschersleben verlassen, kamen bereits im November die ersten brandenburgischen Truppen, vorerst nur ein kleines Kommando von 37 Mann. Schon kamen unaufhörliche Geldforderungen des neuen Herren an die Stadt, denn Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg brauchte viel Geld für seine zahlreichen Kriege, die der Vergrößerung seiner Hausmacht dienten. Es gab Steuern um Steuern. Eine der raffiniertesten Steuern war die Salzsteuer Friedrichs Wilhelm des I. Das Ascherslebener Salz war im Laufe der Zeit so schlecht geworden, dass es die Hausfrauen und die Fleischer nicht verwenden konnten. Im Jahr 1719 wurde Schönebecker Salz eingeführt. Jetzt musste jeder Haushalt ein bestimmtes auf den Kopf errechnetes Quantum abnehmen. Für jede fehlende Metze musste eine Steuer von vier Groschen bezahlt werden. Diese Steuer drückte am meisten die ärmere, kinderreiche Bevölkerung der Stadt, denn sie war alles andere als gering. Von den tyrannischen Regierungsmaßnahmen dieses Hohenzollern Fürsten hat gerade unsere Stadt einige extreme Beispiele erlebt, so z.B. die reformierte Schule von Aschersleben.
Der Kommandeur der Stadt hatte die Pflicht, möglichst viele körperlich große Soldaten anzuwerben und so verhaftete er kurzer Hand den hoch gewachsenen Rektor der Schule und steckte ihn mit Gewalt in eine preußische Uniform. Alle Bitten seitens der Stadt halfen nichts, der Rektor musste Soldat bleiben. Aber nicht lange, denn er nutzte die erst beste Gelegenheit und desertierte, wie so viele andere auch. Denn es herrschten unmenschliche Bedingungen beim Preußischen Militär, die nicht zu ertragen waren. Die drei Schlesischen Kriege, im Zeitraum von 1740 bis 1763, ins besondere der 7-jährige Krieg, brachten erneut Nöte und Schrecknisse über die Stadt Aschersleben. Aus einer handschriftlichen Chronik ist zu erlesen, das Friedrich der II. und die Besatzungstruppen, den letzten Groschen aus der Ascherslebener Bevölkerung herauspressten. Das Interessanteste in dieser Chronik ist wohl, die Bekanntmachung des Friedens im Jahre 1762 mit Russland. Dieser Frieden rettete den preußischen König vor dem völligen Untergang. Wäre Russland damals nicht aus dem Ring der Feinde Preußens ausgeschieden, so hätte Preußen damals aufgehört zu existieren. Nun hatte Friedrich der II. allen Anlass diesen Frieden feierlich zu begehen und in den Kirchen für das Wohlergehen Russlands beten zu lassen. Diese Friedenspredigt wurde damals in der Stefanie Kirche gehalten. Über den Ablauf des Gottesdienstes kann ebenfalls in der erhaltenen Chronik nachgelesen werden.