Angeregt durch die wirtschaftlichen Erfolge in Staßfurt, entschloss man sich nach dem Krieg 1870/71, auch in Aschersleben nach Kalisalzen zu bohren. Man bohrte unmittelbar neben der Solequelle im Salzkoth südöstlich von Aschersleben. Man fand jedoch kein Kalisalz, sondern nur älteres Steinsalz. 1876 bohrte ein englische Firma erneut nach Kalisalz und war dabei erfolgreich. Von 1878 bis 1882 wurde daraufhin der Schacht „Aschersleben I“, am damaligen östlichen Stadtrand, ausgehoben. Ungefähr 275 m unter der Erde stieß man auf die 20 m dicke Kalischicht. Der Schacht I begann 1883 mit der Förderung der Kalisalze. Inzwischen hatte sich die englische Firma aus dem Unternehmen zurückgezogen. Die Leitung hatte jetzt Generaldirektor Schmidtmann mit einer Beteiligung der Berliner Diskontbank. Das Unternehmen wandelte sich 1889 in die Aktiengesellschaft Kaliwerke Aschersleben um. Das Verwaltungsgebäude der damaligen Kaliwerke, war bis Ende 1999 das Polizeirevier in der FeitStraße. Hammer und Schlägel über der Eingangstür erinnern an die ursprüngliche Nutzung. Im Gegensatz zu Staßfurt ging in Aschersleben die Initiative zum Salzgeschäft von Privatleuten aus. Das schützte aber nicht vor technischen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Rückschlägen. Wie in Staßfurt wurde auch in Aschersleben hereinbrechendes Wasser den ersten Salzschächten zum Verhängnis. Salz - seit eh und je ein lebenswichtiger Rohstoff
Nach nur 3 Jahren Produktionszeit ersoff 1886 der 311 m tiefe Schacht „Aschersleben I“. Noch während der Ersatzschacht „Aschersleben II“ gegraben wurde, brach dort Wasser ein, und er musste aufgeben werden. Gleichfalls im Jahr 1886 begann man mit dem Bau des Schachtes „Aschersleben III“. Der Schacht III lag ebenfalls in der Nähe des ersten Schachtes. Schacht III nahm 1888 die Förderung auf. Im Jahr 1895 brach auch hier Wasser ein und der Schacht konnte nicht mehr genutzt werden. Man verlagerte nun die Schächte und Abbaufelder in die tieferen Muldenbereiche. Das beendete die Wasserprobleme und brachte Stabilität in die Förderung. Es entstand der Schacht „Aschersleben IV“ an der B 185, der von 1895 bis 1929 planmäßig produzierte und der Schacht „Aschersleben V“ in Groß Schierstedt der bis 1931 in Betrieb war und 1972 geflutet wurde. Die Kaliförderung im Revier Aschersleben ging 1958 zu Ende, als die Schächte Klein Schierstedt I und II stillgelegt und schließlich 1972 geflutet wurden. Damit endete der Kalibergbau im Raum Aschersleben. Die Kalisalze wurden anfangs auch in Aschersleben in der Fabrik auf dem Gelände der ersten Schächte verarbeitet. Von dieser Zeit existieren heute noch einige Rückstandshalden, unmittelbar zwischen Friedhof und Feit-Straße. 1998 wurden diese Halden einem zwölfjährigen Jungen zum Verhängnis, der in diesen Halden verschüttet wurde und nur noch tot geborgen werden konnte.
Die Bergbaufolgeschäden sind in Aschersleben im Vergleich zu Staßfurt relativ gering. Bereits während des Ersaufens von Schacht I kam es im Betriebsgelände zu erheblichen Oberflächensenkungen. Bis in die jüngste Vergangenheit traten in der Umgebung der ersten Schächte kleinere Einbrüche auf, die auf Hohlraumzusammenbrüche im Untergrund zurückzuführen sind. Der Bereich der ehemaligen Kaliwerke Aschersleben stellte das Zentrum der Senkungen und Einbrüche dar. Bei Nachnutzung des Geländes bestand immer die Gefahr möglicher Bergschäden. Seit den 60er Jahren wurden hier Senkungsmessungen durchgeführt, die jedoch in den 80er Jahren nach Abklingen der Bewegungen eingestellt wurden. Der Schornstein des alten Heizwerkes wurde wegen seiner schiefen Stellung abgerissen. Das neue Heizwerk entstand außerhalb des bruchgefährdeten Gebietes südlich der Schmidtmannstraße. Eine Folge des Kalibergbaus sind die, den älteren Ascherslebenern bekannten, erdbebenartigen Erschütterungen durch Gebirgsschläge. Solche sind bekannt aus den Jahren 1943, 1955 und 1971. Sie wurden verursacht durch das plötzliche Zusammenbrechen ganzer Abbaufelder, vorwiegend im Teilgebiet Klein Schierstedt. Bei der planmäßigen Flutung des alten Schachtes „Aschersleben V“ wurde im Jahre 1971 ein Bruchvorgang ausgelöst, in dessen Folge eine Fläche von über 30 Hektar zusammenbrach und ein Gebirgsschlag mit erheblichen Erschütterungen auftrat. An verschiedenen Stellen sank das Gelände plötzlich um einen halben Meter tiefer. Die Erschütterungen waren weit über Groß Schierstedt und Aschersleben hinaus zu spüren und führte zur Beunruhigung unter der Bevölkerung. Für den vergangenen Salzbergbau gibt es zahlreiche Zeugen in der Landschaft. Es sind Denkmäler in Staßfurt, Gebäude, alte gesicherte Schachtröhren, Tagesbrüche und Halden, die uns daran erinnern, dass wir im Raum Staßfurt, Westeregeln und Aschersleben uns im Zentrum des alten mitteldeutschen Salzlandes befinden.