Das Rondell ist nach Brinckmann "das
gewaltigste Festungswerk, das die Stadt gehabt hat". Es ist das
mächtigste Bollwerk und der Schlussstein der Stadtbefestigung. Da sich
die Stadt anscheinend von Südosten her am meisten bedroht fühlte, sollte
sich dieses trutzige Bauwerk mit seinen starken Mauern besondere
Sicherheit bieten. Die Mauerstärke war unten bis zu 4 m. Nach oben
erfolgte eine Verjüngung. Außerdem sollte es Wassertor und
Liebenwahnsches Tor schützen. Es ist verhältnismäßig spät erbaut worden.
Die Bauzeit war sehr lang. Tiefer liegende Mauer- und Gewölbereste, auf
die man bei Grabungsarbeiten gestoßen ist, lassen darauf schließen, dass
sich an dieser Stelle ein älteres, kleineres, wahrscheinlich
schalenartiges Befestigungswerk befunden hat. Das Rondell war vom
Stadtgraben umgeben, der bis 1730 mit Wasser gefüllt war. Sein Grundriss
hat die Form eines Kreises. Der Außendurchmesser beträgt 17,3 m innen
10,5 m. Ein Segment zur Stadt hin fehlte. Dort war der Zugang über eine
Freitreppe. Das Untergeschoss hatte wuchtige Gewölbe mit Schießkammern
für Geschütze. Schießarten sind nicht erhalten. Das Rondell stellt einen
ganz neuen Bautyp für Befestigungswerke dar, der sich durch die
Einführung des Schießpulvers herausbildete. Man nannte ihn Rondell,
Bastei oder Batterieturm.
Er bestand meist aus mehrgeschossigen Bauwerken von beachtlicher
Mauerstärke, die an gefährdeten Stellen vor den äußeren Mauerring
gesetzt wurden. Sie hatten einen kreis- bis hufeisenförmigen Grundriss.
Sie waren mit Schießscharten für Feuerwaffen versehen. Dazu gehörte auch
oft eine Kanonenbatterie. Diese konnte das Vorgelände und den toten
Winkel wirksam bestreichen. Solche Batterietürme: findet man z.B. an der
Moritzburg in Halle und an der Burg Querfurt. Das Rondell hat nicht mehr
seine ursprüngliche Gestalt. Der Turm hatte oben einen Wehrgang. Dieser
war von Schießscharten durchbrochen. Es war mit einem Kegeldach gekrönt.
Dieses war mit Schiefer gedeckt. Deshalb auch die Bezeichnung blauer
Turm auf dem Walle". Die Gesamthöhe wird auf 23 m geschätzt. 1723 wurde
das Rondell mit Zwinger der Tuchmacherinnung überlassen. Diese ließen
das obere Gewölbe einreißen. 1845 wurde der Aufbau aus Backsteinen mit
Fachwerk aufgesetzt. Bis nach dem letzten Krieg befanden sich Wohnungen
in dem romantischen Bauwerk. Im Dezember 1990 begann die Renovierung des
Rondells und mit der Eröffnung der Gaststätte Ritterstube am 1. Dezember
1999 wurde sie vollendet. Der Gastraum hat eine Kapazität von ca. 80
Sitzplätzen. Bedient werden sie in historisch nachgearbeiteten Kostümen.