Anfang des 19. Jahrhunderts waren in der Ascherslebener Tuchbranche 242 Meister, 206 Gesellen und 104 Lehrlinge beschäftigt. Die Schafhaltung und –zucht war der Hauptbestandteil der Viehhaltung in Aschersleben und somit die Voraussetzung für die Produktion von Wollwaren. Durch die politische Situation und das Vorhandensein der Militärorganisation hatten die Tuchmacher über Auftragsmangel nicht zu klagen. Zur Veredlung der gewebten Stücke waren die Walkmühlen Unter der alten Burg, im Busch und Vor dem Wassertor erforderlich. In dieser Zeit ließ sich der Tuchausrüster Franke in Aschersleben nieder. Er richtete eine Tuchschererei sowie eine Presse ein. So waren die veredlungsseitigen Voraussetzungen zur Fertigung hochwertiger Tücher gegeben. Die Meister bekamen von den Wollhändlern das Garn oder die Wolle und stellten daraus weiches Textilgewebe, flauschigen Wollstoff, Flanelle oder Decken her. Sie erhielten dafür wenig Lohn und die Händler erwirtschafteten mit dem Verkauf ihren Reichtum. Die 1809 verhängte Patentsteuer hatte die Auflösung aller Handwerksinnungen zur Folge. Das Vermögen der Innung wurde beschlagnahmt. Die Ascherslebener Tuchmacher mussten die Walkmühle Vor dem Wassertor und mehrere Grundstücke zum Aufstellen der Trockenrahmen vom Staat zurückkaufen. Aus der Tuchmacherinnung gingen zwei Kooperationen hervor, die keinem Zunftzwang unterlagen. In der Tuchmacherei vollzog sich nun ein Strukturwandel. Die Firma Rosentreter und Weichel waren die erste Tuchfabrik.. Sie verfügte über eine eigene Handspinnerei und bekam noch zusätzlich Wollgespinste aus dem Harz. 1835 errichtete der Fabrikant Haupt eine neue Walkmühle und brachte die erforderliche Rauh- und Bürstentechnik zum Einsatz. Die Tuchfabrik Klees und Esch nahm die erste Dampfmaschine in Aschersleben in Betrieb. 1833 fiel die Fabrik einem Großbrand zum Opfer. Der Verkauf der Erzeugnisse erfolgte hauptsächlich auf den Messen in Leipzig, Braunschweig, Frankfurt am Main, Frankfurt an der Oder und Naumburg. 1840 waren noch 73 Tuchmachermeister und Fabrikanten tätig. 1850 trat durch die Choleraepedemie in Deutschland eine Belebung des Geschäftes ein. Die Anzahl der Unternehmen sank trotzdem auf 45. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Aschersleben noch 7 Tuchfabriken, die mit Dampfmaschinen ausgestattet waren. Ein Betrieb arbeitete ausschließlich mit Handgeräten. 1900 verdienten sich 330 Arbeitskräfte in der Tuchindustrie ihr Brot. Im letzten Abschnitt des Jahrhunderts gaben die Textilbetriebe die gemeinsame Nutzung der Walkmühlen und Trockenrahmen auf. Sie schufen sich zur Vermeidung des aufwendigen Transports eigene Veredlungskapazitäten. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Aschersleben noch zahlreiche Leineweber.